Verfasst: 17 Jun 2008, 14:25
Türkei: Transsexuelle Sängerin wegen Armeekritik vor Gericht
Die populäre Bülent Ersoy steht zu ihren Aussagen - könnte im schlimmsten Fall aber für bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen
Istanbul - Weil sie in einer Fernsehshow Skepsis über die türkische Armee äußerte, könnte die bekannte Sängerin Bülent Ersoy in der Türkei für bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen. Vor einem Istanbuler Gericht muss sich der transsexuelle Gesangsstar ab Mittwoch wegen \"Entfremdung des Volkes von der Armee\" verantworten.
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bezahlte EinschaltungAnlass sind Äußerungen von Ersoy in einer Fernsehsendung während der türkischen Militärintervention gegen die kurdischen PKK-Rebellen im benachbarten Nordirak im Februar. Ersoy sagte, selbst wenn sie Kinder haben könnte, würde sie ihre Söhne nicht hergeben, weil einige \"Leute am grünen Tisch\" das wollten. Die 56-jährige Diva betonte, sie stehe zu ihren Äußerungen.
\"Jeder Türke als Soldat geboren\"
In der Anklageschrift verweist die Staatsanwaltschaft darauf, dass die Verehrung der Armee in der türkischen Bevölkerung tief verankert sei. Unter anderem bezieht sich die Anklagebehörde nach Presseberichten auf das Sprichwort, wonach \"jeder Türke als Soldat geboren\" wird. Für die Türken sei die Armee genauso wichtig wie der Prophet Mohammed. Angesichts dieser Bedeutung der Armee für die Türken seien Ersoys Äußerungen nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die Anklage hebt auch hervor, dass der PKK-nahe Fernsehsender Roj-TV Ersoys Äußerungen gelobt habe.
Friedensplädoyer
Ersoy hatte nach der Show in einer Pressekonferenz ihre Äußerungen verteidigt und gesagt, sie plädiere für eine friedliche Lösung des Kurdenkonfliktes. Wenn das verboten sei, \"dann sollen sie mich doch gleich aufhängen\". Viele Künstlerkollegen und ein Teil der Medien hatten Ersoy unterstützt. Ähnlich wie die Verfahren nach dem inzwischen entschärften \"Türkentum\"-Paragrafen 301 des Strafgesetzbuches in den vergangenen Jahren gilt der Prozess gegen Ersoy als Test für die Meinungsfreiheit im EU-Bewerberland Türkei.
Bülent Ersoy, männlich geboren, ist seit den 70er Jahren in der Türkei populär und dies auch nach der Geschlechtsumwandlung im Jahr 1980 geblieben - erhielt jedoch daraufhin von der damaligen Militärregierung ein Auftrittsverbot. Sie lebte einige Jahre im Exil in Deutschland, bevor die türkische Regierung das Verbot Ende der 80er Jahre aufhob. Ersoy macht keinen Hehl aus ihrer Verachtung für den damaligen Putschführer und späteren Staatspräsidenten Kenen Evren. (APA/red)
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unglaublich. weil soldatenverehrung im türken drinnen ist. wäre wirklich falsch, länder, die derartig rückschrittlich geführt sind von ihren politikern, in die eu zu nehmen
Die populäre Bülent Ersoy steht zu ihren Aussagen - könnte im schlimmsten Fall aber für bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen
Istanbul - Weil sie in einer Fernsehshow Skepsis über die türkische Armee äußerte, könnte die bekannte Sängerin Bülent Ersoy in der Türkei für bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen. Vor einem Istanbuler Gericht muss sich der transsexuelle Gesangsstar ab Mittwoch wegen \"Entfremdung des Volkes von der Armee\" verantworten.
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\"Jeder Türke als Soldat geboren\"
In der Anklageschrift verweist die Staatsanwaltschaft darauf, dass die Verehrung der Armee in der türkischen Bevölkerung tief verankert sei. Unter anderem bezieht sich die Anklagebehörde nach Presseberichten auf das Sprichwort, wonach \"jeder Türke als Soldat geboren\" wird. Für die Türken sei die Armee genauso wichtig wie der Prophet Mohammed. Angesichts dieser Bedeutung der Armee für die Türken seien Ersoys Äußerungen nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckt. Die Anklage hebt auch hervor, dass der PKK-nahe Fernsehsender Roj-TV Ersoys Äußerungen gelobt habe.
Friedensplädoyer
Ersoy hatte nach der Show in einer Pressekonferenz ihre Äußerungen verteidigt und gesagt, sie plädiere für eine friedliche Lösung des Kurdenkonfliktes. Wenn das verboten sei, \"dann sollen sie mich doch gleich aufhängen\". Viele Künstlerkollegen und ein Teil der Medien hatten Ersoy unterstützt. Ähnlich wie die Verfahren nach dem inzwischen entschärften \"Türkentum\"-Paragrafen 301 des Strafgesetzbuches in den vergangenen Jahren gilt der Prozess gegen Ersoy als Test für die Meinungsfreiheit im EU-Bewerberland Türkei.
Bülent Ersoy, männlich geboren, ist seit den 70er Jahren in der Türkei populär und dies auch nach der Geschlechtsumwandlung im Jahr 1980 geblieben - erhielt jedoch daraufhin von der damaligen Militärregierung ein Auftrittsverbot. Sie lebte einige Jahre im Exil in Deutschland, bevor die türkische Regierung das Verbot Ende der 80er Jahre aufhob. Ersoy macht keinen Hehl aus ihrer Verachtung für den damaligen Putschführer und späteren Staatspräsidenten Kenen Evren. (APA/red)
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