Bernd Greiner: Krieg ohne Fronten
Die USA in Vietnam; Hamburger Edition, 2007; 595 S., 35,- €
http://www.zeit.de/2007/40/P-Vietnam?page=all
Der amerikanische Albtraum
Von Volker Ullrich
Ein erschütterndes, ein aufrüttelndes Buch: Gründlicher als jeder andere Historiker hat Bernd Greiner die Kriegsverbrechen der USA in Vietnam erforscht.
Dieses Buch ist ein Schock. Es erzählt von einer blutigen Tragödie, deren Dimensionen wir bislang nur erahnen konnten: Amerikas Krieg in Vietnam.
Der Autor, Bernd Greiner, ist Professor für Neuere Geschichte und Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung – jener von Jan Philipp Reemtsma gegründeten Forschungsstätte, die mit ihren beiden Ausstellungen zu den Verbrechen der Hitler-Armeen im Zweiten Weltkrieg dafür gesorgt hat, dass der Legende von der »sauberen Wehrmacht« endgültig der Boden entzogen wurde. Der Vietnamkrieg war kein Vernichtungskrieg; er war nicht auf Völkermord angelegt. Und doch wird Bernd Greiners Buch unseren Blick auf diesen Krieg verändern. Denn noch nie zuvor ist so eindringlich und materialreich geschildert worden, wie ein militärischer Konflikt, der mit dem Vorsatz begann, einen »Eckpfeiler der freien Welt« in Südostasien zu verteidigen, zu einem Gewaltexzess eskalierte, der alle westlichen Werte und Errungenschaften infrage stellte.
»There was more of it in Vietnam« (»In Vietnam hat es von allem etwas mehr gegeben«) – dieses geflügelte Wort unter amerikanischen Soldaten macht Greiner zum Leitmotiv seiner Darstellung. Tatsächlich war der Vietnamkrieg nicht nur der längste heiße Krieg im Kalten Krieg. Nirgendwo sonst wurden so viele Zerstörungsmittel eingesetzt. Über Vietnam und den angrenzenden Gebieten von Laos und Kambodscha warfen US-Kampfflugzeuge mehr Bomben ab als auf allen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs zusammen. Millionen Hektar Land wurden durch Herbizide vergiftet, riesige Waldgebiete durch das Entlaubungsmittel Agent Orange vernichtet, Tausende von Dörfern dem Erdboden gleichgemacht. Der Anteil der Zivilisten unter den Kriegsopfern war extrem hoch – er lag bei über 40 Prozent. Hunderttausende Vietnamesen wurden überdies zwangsumgesiedelt und mussten jahrelang in Lagern vegetieren.
Die Geschichtsschreibung hat sich vor allem mit den politisch-militärischen Entscheidungsprozessen und den globalstrategischen Aspekten des Krieges beschäftigt. Oder sie ist, dem cultural turn der internationalen Geschichtswissenschaft folgend, den Erinnerungen an den Krieg, den Traumata der Veteranen und den Darstellungen in Medien, Literatur und Film nachgegangen. »Gemeinhin«, kritisiert Greiner, »wird über den Krieg geschrieben, ohne dass der Krieg als solcher beschrieben wird.«
Das Massaker von My Lai war, wie nun deutlich wird, kein Einzelfall
Freilich schildert der Autor nicht alle Seiten des Krieges, nicht die verheerende Wirkung der B52-Bombardements, auch nicht den rücksichtslosen Einsatz chemischer Kampfstoffe. Im Mittelpunkt seines Buches stehen die von amerikanischen Bodentruppen verübten Gräuel und Kriegsverbrechen. Der Name eines vietnamesischen Dorfes, My Lai, in dem eine US-Einheit am 16. März 1968 fast die gesamte Bevölkerung, über 400 Männer, Frauen und Kinder, ermordete, ist zum Symbol geworden. Doch My Lai war, wie wir nun erfahren, kein Einzelfall; es gab viele kleine und größere Massaker.
Bernd Greiner hatte die Möglichkeit, in den National Archives, College Park (Maryland) zwei Quellenbestände einzusehen, die unter dem Eindruck der Enthüllungen über My Lai seit Ende 1969 angelegt und die von den Historikern bis heute kaum genutzt wurden, obwohl sie eine wahre Fundgrube für das Verständnis der amerikanischen Kriegführung in Vietnam darstellen. Zum einen handelt es sich um das Archiv der Vietnam War Crimes Working Group – einer von der Armeeführung eingesetzten Arbeitsgruppe, die zwischen 1970 und 1974 alles einschlägige Material über amerikanische Kriegsverbrechen zusammentrug – außer My Lai sind 246 weitere Fälle dokumentiert. Ein Teil der Akten, die Greiner noch vollständig auswerten konnte, ist seit 2004, dem zweiten Jahr des Irakkrieges, wieder gesperrt.
Zum anderen stützt sich dieses Buch auf die Unterlagen der Peers-Kommission, eines Untersuchungsausschusses der Armee, der unter der Leitung des Generals William R. Peers umfangreiche Dossiers über die Gewaltexzesse in Vietnam, die beteiligten Einheiten und ihre Kommandeure erstellte. Der vierbändige Abschlussbericht wurde 1979 in gekürzter Version ediert; auch den weit über hundert Archivboxen umfassenden Gesamtbestand der Peers-Kommission hat der Hamburger Historiker als Erster systematisch ausgewertet.
»Wer tot ist und ein Vietnamese, ist ein Vietcong«
So aufschlussreich dieses Material auch ist, es zeigt nur einen Teil der Wirklichkeit. Denn sowohl die Vietnam War Crimes Working Group als auch die Peers-Kommission beschränkten sich auf Fälle, welche die zuständigen Stellen der Armee zur Überprüfung angenommen hatten. Taten, die nicht gemeldet oder deren Spuren verwischt worden waren, tauchen in den Akten nicht auf. Nach Greiners Erkenntnissen kann man von einer erheblichen Dunkelziffer ausgehen. Eine ganz genaue Antwort auf die Frage nach dem Umfang der in Vietnam verübten Verbrechen, der Zahl der Opfer und der der Täter ist daher nicht möglich, und der Autor neigt, was die Schätzungen betrifft, eher zur Unter- als zur Übertreibung.
Dennoch – was die Quellen preisgeben, ist schon erschreckend genug. Zu besichtigen ist ein Schlachtfeld, auf dem die Regeln des internationalen Kriegsrechts außer Kraft gesetzt und Folter, Mord und Massaker an der Tagesordnung waren.
Woher rührte die Bereitschaft zu solch exzessiver Gewalt? Bernd Greiner greift zur Erklärung auf das Modell des »asymmetrischen Krieges« zurück. Gemeint ist damit die Konfrontation einer hochgerüsteten, starken Militärmacht mit einem vermeintlich schwachen Gegner. Im Vietnamkrieg hätte die Überlegenheit der Amerikaner kaum größer sein können. Sie beherrschten den Luftraum, vor den Küsten ankerten US-Flugzeugträger, ihre Armeen waren voll motorisiert, während der Vietcong das Kriegsgerät oft nur mit Hilfe von Fahrrädern über den Ho-Chi-Minh-Pfad zum Ziel bringen konnte. Gewinnen konnte die Guerilla den Kampf nur, wenn sie sich nicht auf die Kriegführung einließ, die der Gegner erwartete, sondern auf den Faktor Zeit setzte und dabei ihre wichtigste Ressource nutzte: die Unterstützung durch die Bevölkerung. Das hieß, eine offene Feldschlacht zu vermeiden und den Feind unaufhörlich aus dem Hinterhalt zu attackieren – in einem Krieg, der keine Fronten kannte. Für die US-Truppen verschlechterten sich die Aussichten in dem Maße, wie sich der Krieg hinzog und die Unterstützung durch die »Heimatfront« nachließ. Unter diesen Bedingungen wuchs die Bereitschaft, immer radikalere Mittel einzusetzen, um eine rasche Entscheidung zu erzwingen.
Allerdings hält der Autor die Dynamik der Gewalteskalation keineswegs für unausweichlich. Im Gegenteil: Er leuchtet sorgfältig die Handlungs- und Entscheidungsspielräume aus, die es auf allen Ebenen des politischen und militärischen Prozesses gegeben hat. Seine Arbeit gliedert sich demgemäß in zwei große Teile: Im ersten untersucht er die Rolle der Akteure – von den Kriegsherren im Weißen Haus und den Generalen im Pentagon über die Offiziere, die am Ort des Geschehens die Befehlsgewalt ausübten, bis hin zu den »Frontschweinen«, den grunts, die zu den Kampfeinsätzen herangezogen wurden. Im zweiten Teil verfolgt er in drei Fallstudien die Blutspur, die US-Einheiten bei ihren »Pazifizierungsaktionen« zogen.
Bernd Greiner unterstreicht, dass von einem »Hineinschlittern« Amerikas in den Krieg nicht die Rede sein kann. An Warnungen hatte es nicht gefehlt. Doch fixiert auf die »Dominotheorie«, also die Zwangsvorstellung, dass bei einem Verlust Vietnams ganz Südostasien dem Kommunismus anheimfallen würde, glaubten die US-Präsidenten von John F. Kennedy über Lyndon B. Johnson bis Richard Nixon, in jedem Falle Stärke beweisen und »die Sache durchstehen« zu müssen, wie die stereotype Formel lautete. Für sie ging es um die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Weltmacht. Die symbolische Überhöhung des Konflikts machte die amerikanische Politik unfähig zur Selbstkorrektur. Noch Nixon koppelte das Konzept der »Vietnamisierung« des Kriegs mit einer massiven Ausweitung der Bombardements auf Kambodscha und Nordvietnam. Bezeichnend, was der mächtigste Mann der Welt im kleinen Kreis so alles von sich gab: »Also, also, also, fickt die Wichser.« – »Wir werden ihnen verdammt noch mal alles um die Ohren pusten.« – »Wir werden dieses gottverdammte Land dem Erdboden gleichmachen.«
Diesem Denken entsprach eine Militärstrategie, die Greiner mit dem Begriff der »Tonnenideologie« kennzeichnet. Das heißt, durch eine ständige Erhöhung des Zerstörungspotenzials sollte der Gegner mürbe gemacht und zur Aufgabe gezwungen werden. Eine Alternative dazu wäre gewesen, durch einen Katalog von civic action-Maßnahmen – Wirtschaftshilfe, Ausbau der Infrastruktur, Bodenreform – die Bevölkerung zu gewinnen, den Bauern eine Perspektive zu bieten und die Guerilla zu isolieren. Doch eine solche Strategie hätte viel Zeit und Geduld erfordert und kam daher für die amerikanische Militärführung von vornherein nicht infrage.
Stattdessen verlegte sie sich auf die search and destroy-Taktik: Ein und dasselbe Territorium wurde immer wieder »durchgekämmt« und danach geräumt – in der Hoffnung, dass der Gegner jedes Mal mit frischen Kräften nachrücken würde und man ihn auf diese Weise zum »Ausbluten« bringen könnte. In der Logik dieses Abnutzungskalküls lag, dass die Zahl der getöteten Gegner – der body count – zum wichtigsten Kriterium des militärischen Erfolgs gemacht wurde. Das bedeutete, dass auf jeden Truppenführer, auf jede kämpfende Einheit ein starker Druck ausgeübt wurde, die »Tötungsquote« zu erhöhen.
Bernd Greiner beschreibt kühl und präzise die katastrophalen Konsequenzen: In den zu free fire zones erklärten Gebieten war der Unterschied zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten aufgehoben; es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. »Wer tot ist und ein Vietnamese, ist ein Vietcong«, lautete die Faustregel. Das wahllose »Zielschießen« auf Zivilisten war gängige Praxis. Besonders Hubschrauberpiloten taten sich bei solchen joy rides, wie sie genannt wurden, hervor. Und ebenso gehörte das Foltern von Gefangenen zur Alltagsroutine. Beliebt war unter anderem die airborne interrogation; Verdächtige wurden zum Reden gebracht, indem man aus ihrer Mitte einen herausgriff und aus dem Hubschrauber warf. »Es ist doch egal, was du mit denen machst… Keiner hier sieht die Vietnamesen als Menschen«, diese Äußerung eines GIs spiegelt eine weitverbreitete Einstellung.
Die US-Streitkräfte bewegten sich faktisch in rechtsfreien Räumen
Dabei verlangten die rules of engagement, die offiziellen Richtlinien für Kampfeinsätze, eine Rücksichtnahme auf die an den Kämpfen nicht beteiligte Zivilbevölkerung, doch Greiner macht deutlich, dass die meisten der jungen, frontunerfahrenen Offiziere weder willens noch fähig waren, diesen – sehr dehnbaren – Bestimmungen Genüge zu tun. In den free fire zones bewegten sich die US-Streitkräfte faktisch in rechtsfreien Räumen, und Soldaten, die daraus eine Lizenz zum Töten ableiteten, konnten sich in vielen Fällen der stillschweigenden Duldung, wenn nicht gar der ausdrücklichen Zustimmung ihrer Vorgesetzten sicher sein.
Die gesamte Strategie in Vietnam lief also auf eine Entgrenzung der Gewalt und eine Brutalisierung der Kriegführung hinaus. Zugleich beobachtet Bernd Greiner jedoch bei der kämpfenden Truppe eine Tendenz zur Selbstradikalisierung. Normale junge Männer, zumeist aus den unteren Schichten der Gesellschaft, verwandelten sich innerhalb weniger Wochen in wütende Krieger, die keine Hemmungen hatten, zu morden und zu vergewaltigen. Der Autor führt dies zum einen auf das Hasstraining zurück, dem die GIs unterzogen wurden, zum anderen auf die spezifische Kampfsituation, der sie im Dschungel von Vietnam ausgesetzt waren. Die Front war hier überall und nirgends, der Feind unsichtbar und doch allgegenwärtig. Jederzeit drohte der Tod durch Minen, Sprengfallen oder Heckenschützen. Angst mischte sich mit Wut, Hass mit Selbsthass, und daraus erwuchs – so Greiner – »die Selbstermächtigung zur exzessiven Gewalt«.
Was das in der Praxis bedeutete, wird in drei Nahaufnahmen veranschaulicht. Wer diese Kapitel liest, braucht starke Nerven, denn sie zeigen eine entfesselte Soldateska. Zuerst wird das Wüten der Task Force Oregon, eines aus drei Brigaden bestehenden Kampfverbands, in der Provinz Quang Nai zwischen Frühjahr und Herbst 1967 beschrieben. Am Ende lagen 70 Prozent aller Siedlungen in der Provinz in Trümmern, einige Gebiete waren vollkommen pulverisiert, 40 Prozent der Einwohner zeitweilig oder dauerhaft auf der Flucht, unzählige Tote unter der Zivilbevölkerung zu beklagen. Durch besondere Brutalität zeichnete sich eine Sondereinheit namens Tiger Force aus. (Über diese Todesschwadron haben die amerikanischen Journalisten Michael Sallah und Mitch Weiss bereits 2006 eine Monografie veröffentlicht.) Sie mordete nicht nur alles, was ihr über den Weg lief, sondern ging so weit, Ermordete zu verstümmeln und Leichenteile zur Schau zu tragen.
Die zweite Fallstudie geht der Anfang Februar 1968 unter dem Eindruck der Tet-Offensive gebildeten Task Force Baker nach. Im Zentrum steht die minutiöse Rekonstruktion der Ereignisse von My Lai. Es ist nicht die erste Darstellung dieses Massakers, aber doch die erschütterndste. Die Sturmgewehre vom Typ M-16 auf Automatikfeuer gestellt, verwandelten die einrückenden amerikanischen Soldaten das Dorf innerhalb weniger Minuten in ein Schlachthaus. »Frauen mit Kleinkindern auf dem Arm wurden ebenso niedergemacht wie Gruppen von Erwachsenen, die auf den Knien um Gnade flehten, oder Greise, die man allein in ihren Unterkünften angetroffen hatte.« Dabei handelte es sich nicht um einen Exzess im Blutrausch, sondern um kühl kalkulierten Mord – um »Tötungsarbeit«. »Wenn wir die Mütter töten, die Frauen, werden sie keine Vietcong mehr produzieren. Und wenn wir die Kinder töten, werden sie nicht zu Vietcong heranwachsen. Und wenn wir alle töten, wird es am Ende keine Vietcong mehr geben« – so sagte einer der Beteiligten aus.
Es gab auch Soldaten, die sich dem Morden verweigerten
Das dritte Beispiel beschäftigt sich mit den von Truppen der 9. Infantry Division zwischen November 1968 und April 1969 im Mekongdelta durchgeführten Operation Speedy Express – eine der blutigsten »Pazifizierungskampagnen« des gesamten Krieges, deren Planung und Durchführung Greiner erstmals untersucht. Am Ende wurden knapp 11000 Tote gezählt, aber nur 748 erbeutete Waffen – ein sicheres Indiz dafür, wie hoch der Anteil der zivilen Opfer war.
Das abschließende Kapitel Richter handelt von einem einzigartigen Skandal: der ausgebliebenen juristischen Ahndung der Kriegsverbrechen. Nur ein Bruchteil der Täter musste sich überhaupt vor Militärstrafgerichten verantworten, die meisten Verfahren scheiterten bereits im Vorwege, indem die Strafverfolger der Armee im Verein mit Bürokraten und Politikern die Ermittlungen sabotierten. Die wenigen Verurteilten kamen mit lächerlich geringen Strafen davon. Leutnant William Calley, einer der Hauptverantwortlichen für das Massaker von My Lai, war nach 44 Monaten Hausarrest wieder auf freiem Fuß. Der Autor spricht von »einer Erosion der militärischen Rechtskultur auf legalem Wege«.
Bernd Greiner hat ein wichtiges, ein herausragendes Buch geschrieben. Es besticht durch umfassende Quellen- und Literaturkenntnisse, durch scharfsinnige Analysen und ein Höchstmaß an Sachlichkeit und Differenzierung. So macht Greiner immer wieder auf das Beispiel amerikanischer Soldaten aufmerksam, die sich ein Gefühl für Menschlichkeit bewahrt hatten und sich dem Morden verweigerten. Besonders eindrucksvoll erscheint das Verhalten des Hubschrauberpiloten Hugh Thompson, der in My Lai einige Vietnamesen vor dem sicheren Tode retten konnte, wobei die Bordschützen seines Helikopters ihre mordbereiten Kameraden in Schach hielten. Die scharfe Verurteilung der amerikanischen Kriegsstrategie verführt den Autor überdies nicht dazu, die Gegenseite zu idealisieren. Vielmehr weist er darauf hin, dass auch der Vietcong und die nordvietnamesischen Soldaten vor terroristischen Maßnahmen gegen die Zivilbevölkerung nicht zurückschreckten. Eines der schlimmsten Massaker verübten sie, als sie im Februar 1968 die Kaiserstadt Hue besetzt hielten.
Man darf gespannt sein, wie das Werk aufgenommen wird. Mit seinen Recherchen steht der Autor in der aufklärerischen Tradition kritischer amerikanischer Journalisten und Publizisten wie Seymour M. Hersh, der mit seinem ersten Aufsatz über My Lai vom November 1969 den Stein ins Rollen brachte, oder Daniel Ellsberg, der im Sommer 1971 die »Pentagon Papers« der New York Times zuspielte. Zugleich kann das Buch gelesen werden als eine glänzende Rechtfertigung der Antikriegsbewegung in den USA (und anderen westlichen Ländern), die mit ihren Protesten dazu beitrug, dem mörderischen Unternehmen ein Ende zu setzen.
Vierzig Jahre hat es gedauert, bis nun, auch dank der akribischen Forschungen Bernd Greiners, das ganze Ausmaß der amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam ans Licht kommt. Wie lange wird es dauern, bis wir erfahren, was heute im Irak geschieht?
Ich denke das Buch ist sicherlich empfehlenswert für Leute die sich mit dem Thema Kriegsverbrechen auseinandersetzen.