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"Kraftwerk"-Gründer Florian Schneider ist tot

Verfasst: 07 Mai 2020, 08:26
von Eiserner Knut
"Kraftwerk"-Gründer Florian Schneider ist tot

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V. l.: Ralf Hütter, Fritz Hilpert, Henning Schmitz und Florian Schneider 2004 bei einem Konzert in München (c) imago/Stefan M Prager (imago stock&people)

Florian Schneider, ein Pionier des Elektronik-Pop, ist 73-jährig gestorben.

„Wir sind die Roboter“ lautete 1978 ein Refrain von Kraftwerk, „Die Mensch-Maschine“ hieß das Album. Das war programmatisch: Diese deutsche Band präsentierte sich konsequent als Maschinenmenschen eines Techno-Futurismus, der paradoxerweise zugleich nostalgisch wirkte. Die naive Technikgläubigkeit, die Ralf Hütter und Florian Schneider, Masterminds von Kraftwerk, vorführten, atmete den Geist des Wirtschaftswunders, das in den Siebzigerjahren schon auslief. Dabei kam vor allem Schneider, Sohn des Architekten Paul Schneider-Esleben, tief aus den Wunderwelten des frühen Krautrock, hatte sogar mit dem Jazzer Klaus Doldinger musiziert. Auch auf den ersten drei Kraftwerk-Alben – die nach dem Willen Hütters und Schneiders später nicht mehr aufgelegt werden durften - spielte er noch Flöte, Gitarre und Geige. Die Stücke trugen freilich schon Namen wie „Ruckzuck“, „Megaherz“, „Wellenlänge“ und „Spule“.

Ab „Autobahn“ (1974) dominierten die elektronischen Instrumente, Schneider kümmerte sich besonders um verfremdete und künstliche Stimmen, Robovox nannte er das. David Bowie, ein großer Kraftwerk-Bewunderer, ahmte 1977 im Stück „V-2 Schneider“, das er Schneider widmete, diese vokale Ästhetik nach. Die Kraftwerk-Alben bis 1981 – „"Autobahn“, Radio-Aktivität“, „Trans Europa Express“, „Mensch-Maschine“, „Computerwelt“ – sind in ihrem kühlen und doch euphorischem Minimalismus allesamt Meisterwerke, die seither immer wieder von neuen Generationen entdeckt wurden, so haben sie den frühen Hip-Hop und natürlich den Techno beeinflusst. Wer wissen will, wie die Zukunft geklungen hat, als sie noch strahlend war, muss bis heute Kraftwerk hören.

Während Hütter die Band nach außen repräsentierte, galt Schneider als Schweiger, dem kein Interviewer einen Sager entlocken konnte. Er war auch nicht bereit, die von Hütter mit einiger Konsequenz betriebene Musealisierung des Werks von Kraftwerk mitzumachen, 2008 stieg er aus, ohne Streit. An die Öffentlichkeit trat er zuletzt 2015 mit dem Track „Stop Plastic Pollution“ für ein Projekt zum Schutz der Meere. Nun hat die Firma Sony mitgeteilt, dass Florian Schneider an Krebs gestorben ist. Er wurde 73 Jahre alt.

Karl Bartos, Florian Schneider, Ralf Hutter & Wolfgang Flur Kraftwerk, Pop Group 01 May 1974 PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUT

Quelle: https://www.diepresse.com/5810209/kraft ... er-ist-tot