Trainerlegende Ivica Osim ist tot

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Ravenpride
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Trainerlegende Ivica Osim ist tot

Beitrag von Ravenpride »

steiermark ORF.at hat geschrieben:Ivan „Ivica“ Osim, einer der erfolgreichsten Fußballtrainer, die je in Österreich gearbeitet haben, ist gestorben. Seine philosophische Herangehensweise an den Sport und das ständige Ringen um Frieden in seiner Heimat brachten ihm den Ruf eines Weisen ein.

Fünf Tage vor seinem 81. Geburtstag ist Ivica Osim gestorben. Am Sonntag hätte das Gründungsfest des SK-Sturm stattfinden sollen. Es wurde abgesagt.

Sturms Jahrhunderttrainer

Dem SK Sturm öffnete Osim neue Welten, der Bosnier schenkte den Grazern den ersten Meistertitel (1998) und dessen Verteidigung (1999), drei Cupsiege (1996, 1997, 1999) und drei rauschende Teilnahmen an der Champions League (1998, 1999, 2000), die in Österreich bis heute unerreicht sind. Als einziger heimischer Club stieß Sturm in der Königsklasse als Gruppensieger in die Zwischenrunde vor (2000).

Sein Haus im Grazer Stadtteil St. Peter verließ Sturms Jahrhunderttrainer inmitten der CoV-Pandemie kaum, seine Mobilität war schon länger eingeschränkt – von einem Schlaganfall im Alter von 66 Jahren hatte sich vor allem sein Körper nie mehr ganz erholt. Zu seinem 80. Geburtstag im Vorjahr meinte seine Asima, er schlafe zu viel. „Ich bin 80, und für 80 geht es mir gut“, entgegnet damals der Gatte. „Alles geht langsam, alles braucht seine Zeit."

Kritischer Blick auf Fußball

Der Horizont des studierten Mathematikers und Philosophen war immer breit und doch auf ein im Schnitt 105 Meter langes und 68 Meter breites Rechteck konzentriert. „Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag“, hat Osim einmal gesagt, und danach lebt er. Er verfolge im TV „alles, was es im Fußball gibt“, obwohl er die fortschreitende Kommerzialisierung und Bestrebungen wie die Super League zutiefst bedauert. „Der heutige Fußball ist FIFA und Real Madrid. Alles geht ums Geld. Schade.“
„Der Größte von Sturm ist gegangen“

„Der Größte von Sturm ist gegangen. Er war eine Persönlichkeit nicht nur im Fußball und im Sport sondern weit darüber hinaus. Die Sturm-Familie trauert“, sagte Sturm-Präsident Christian Jauk am Sonntag. „Die Sturm-Familie wird Ivica Osim gebührend ehren“, so Jauk.

Ivica Osim hinterlässt seine Ehefrau und drei Kinder. Osim war Träger des Großen Ehrenzeichen des Landes Steiermark.

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Ivica Osim (links) und der Landeshauptmann der Steiermark, Hermann Schützenhöfer (ÖVP) anl. einer Ehrung der Meistermannschaft des SK Sturm Graz am 14. April 2018 in Graz.
Ruhen Sie in Frieden Herr Osim :cry:
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Beitrag von Ravenpride »

Kleine Zeitung hat geschrieben: Sturm-Legende
Ivica Osim ist gestorben
Sturms Jahrhunderttrainer Ivica Osim ist am 1. Mai 2022 im Alter von 80 Jahren in Graz verstorben.

Große Trauer im österreichischen Fußball: Ivica Osim ist im Alter von 80 Jahren am 1. Mai 2022 gestorben. Osim war von 1994 bis 2002 Trainer des SK Sturm Graz und feierte mit dem Klub die größten Erfolge seiner Geschichte: 1998 und 1999 wurde er mit den Grazern Meister und feierte große Erfolge in der Champions League, unter anderem den Einzug in die zweite Gruppenphase in der Saison 2000/01. 1996, 1997 und 1999 wurde Osim mit Sturm jeweils Cupsieger.

Zuvor trainierte Osim unter anderem auch die jugoslawische Nationalmannschaft, mit der er das Viertelfinale der Weltmeisterschaft 1990 erreicht hatte.

"Schwabe", "Strauß", Trainer-Ikone und Legende

https://www.kleinezeitung.at/sport/fuss ... -gestorben
Ivica Osim feiert 80. Geburtstag

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Beitrag von Ravenpride »

Nebenbei stirbt Ivica Osim genau am 113. Geburtstag vom SK. STURM! :sad:
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Beitrag von Ravenpride »

Elke Kahr hat geschrieben:Ivica Osim ist tot. Diese traurige Nachricht erreicht uns am 1. Mai, dem 113. Geburtstag des SK Sturm Graz, dessen Jahrhunderttrainer er war.
Seine Karriere begann er beim FK Željezničar Sarajevo, spielte später beim FC Valenciennes, CS Sedan und Racing Straßburg. Er spielte als Aktiver für die Jugoslawische Nationalmannschaft und wurde 1986 ihr Trainer und erreichte mit ihr 1990 das Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Italien. Als Jugoslawien zerfiel, stemmte er sich gegen den Nationalismus und hielt die Ideale der Brüderlichkeit und Einheit hoch. Vor der EM 1992 trat er angesichts des Krieges als Trainer zurück.
Nach Stationen bei Partizan Beograd und Panathinaikos Athen wechselte er 1994 in die steirische Landeshauptstadt zum SK Sturm, mit dem er zweimal Vizemeister und einmal Pokalsieger wurde, ehe er 1998 den ersten Meistertitel für die Schwarz-Weißen holte. 1999 holte er erneut die Meisterschaft gewann den Pokalsieg und den Supercup. In seiner Zeit als Trainer feierte der SK Sturm in Europa unvergessene Erfolge. Er wurde beim hundertjährigen Vereinsjubiläum zum Jahrhunderttrainer ernannt.
Ivica Osim hat Graz entscheidend geprägt. Nicht nur seine Leistungen als Trainer des SK Sturm, sondern auch seine zutiefst menschliche Haltung haben ihn zu einer Persönlichkeit gemacht, die uns allen in Graz viel bedeutet.
Osim war Bürger der Stadt Graz und Träger des Großen Ehrenzeichens der Landes Steiermark.
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Kronen Zeitung hat geschrieben: Bild

Wurde 80 Jahre alt
Graz trauert! Trainer-Legende Ivan Osim verstorben


Der frühere Fußball-Trainer und -Intellektuelle Ivan „Ivica“ Osim ist am Sonntag überraschend verstorben. Das vermeldete Fußball-Bundesligist Sturm Graz unter Berufung auf Osims Familie während der traditionellen Jahresfeier anlässlich der Gründung des Vereins am 1. Mai. Osim wurde 80 Jahre alt, der „Strauß von Zeljo“ starb wenige Tage vor seinem 81er am 6. Mai.
In seiner Heimat Bosnien und in Graz genoss Osim schon zeitlebens Legendenstatus. Sturm Graz übernahm er als Mittelständler, gewann dank Offensivfußball zweimal den Meistertitel (1998, 1999), dreimal den Cup (1996, 1997, 1999) und schaffte dreimal den Einzug in die Champions League (1999 bis 2001).

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Einprägendes Bild: Osim auf der Bank, der Blick grimmig
(Bild: Sepp Pail)

Graz war „zweite Heimat“

Graz ist, wie Osim immer betont hat, für ihn „zweite Heimat“ geworden. Sein Haus im Stadtteil St. Peter hatte Sturms Jahrhunderttrainer schon länger kaum verlassen. Von einem Schlaganfall im Alter von 66 Jahren - beim Fußballschauen vor dem Fernseher - hat sich vor allem sein Körper nie mehr ganz erholt. Doch bis vor einigen Tagen ging es Osim den Umständen entsprechend gut, „sein“ geliebtes Achterl steirischen Muskateller hat er bis zu seinem Tod nach dem Signieren von Fan-Utensilien getrunken.

„Sturm deckt alles“
Dementsprechend überraschend kam die Trauermeldung - auch für die schwarz-weiße Entourage, die trotz Regen auf den Grazer Hausberg Stöckl gepilgert war, um Sturms Geburtstag und den Status als Vizemeister zu feiern. Dann vermeldete Club-Präsident Christian Jauk den Tod der Sturm-Legende mit Tränen in den Augen. „Wenn wir gemeinsam trauern, macht es die Sache leichter.“ Dass Osim just am 1. Mai, dem Gründungsdatum seines Herzensclubs, verstarb, wird eine weitere schwarz-weiße Anekdote werden. Er schenkte den Grazern unzählige Bonmots, darunter die für viele Fans schönste: „Sturm deckt alles, was schwarz ist in meinem Leben, alles was weiß ist auch.“

Der Horizont des studierten Mathematikers und Philosophen war immer breit und doch auf ein im Schnitt 105 Meter langes und 68 Meter breites Rechteck konzentriert. Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag, hat Osim einmal gesagt, und danach lebte er. Auf zwei TV-Bildschirmen schaute er auch zuletzt noch zeitgleich Fußball-Matches, obwohl er die fortschreitende Kommerzialisierung zutiefst bedauerte. „Der heutige Fußball ist FIFA und Real Madrid. Alles geht ums Geld. Schade.“

Magisches Dreieck
Erfolg bedeutete für Osim stets mehr als die Anzahl der Trophäen im Schrank. „Nur mutige Mannschaften schreiben Geschichte. Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben als der Gegner und etwas zu probieren.“ Angeleitet vom Offensiv-Apostel glänzte Sturm mit mutigem Kombinationsfußball, Prunkstück der Mannschaft war das „magische Dreieck“ mit Ivica Vastic, Mario Haas und Hannes Reinmayr, das von Osim alle Freiheiten erhielt und dies in der Hoch-Zeit Ende der 1990er-Jahre mit spektakulären Partien am laufenden Band dankte.

Dem Meister des Understatements kam selbst in vermeintlich großen Glücksmomenten bestenfalls ein verschmitztes Grinsen aus. Auch damit war es zumeist vorbei, sobald sich Hannes Kartnig näherte, um seinen Trainer kameragerecht abzubusseln. Mit dem damaligen Club-Präsident verband Osim eine Art Hass-Liebe, eine stürmische Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen, die 2002 endgültig zerbrach: Immer harscher ausfallende öffentliche Kritik von Kartnig veranlasste Osim, das Traineramt nach acht Jahren aufzugeben - es folgte eine Klage wegen Mobbings, Osim bekam schließlich 173.822 Euro zugesprochen. Das Geld spendete er für wohltätige Zwecke.

Japan-Trainer
Seine Trainerkarriere setzte Osim von 2002 bis 2006 beim japanischen Club JEF United fort. Auch dort traf er auf eine erfolglose Truppe, die er zum Cupsieger machte. Die Asiaten vertrauten dem Gelehrten nur allzu gern 2006 den Teamchef-Posten an, doch kurz darauf ereilte ihn ein Schlaganfall. Osim sollte seiner Heimat trotz allem noch einmal einen wertvollen Dienst erweisen. Als Chef eines „Normalisierungs-Komitees“ gelang Osim 2011 die Aufhebung der internationalen Sperre des bosnischen Verbandes, drei Jahre später nahm das Land an der WM teil.

Vergangenheit bei Eisenbahnerclub
Dank seiner fußballerischen Fähigkeiten hatte sich Osim früh einen Namen gemacht. Er brillierte als technisch beschlagener Kicker bei Zeljeznicar Sarajevo, dem Eisenbahnerclub, und wurde jugoslawischer Teamspieler, ehe der Wechsel nach Frankreich erfolgte. Aufgrund seiner virtuosen Spielweise, seines tänzelnden Stils, bekam er den Spitznamen „Strauß von Zeljo“ verpasst. Wie gut Osim war, zeigt folgende Anekdote: Als 1969 der FC Santos mit Pele in Sarajevo gastierte, um gegen eine dortige Stadtauswahl zu spielen, war Osim verletzt. Als Pele davon Wind bekam, soll er gesagt haben: „Wenn Osim nicht spielt, spiele auch ich nicht.“ Osim wurde fitgespritzt und bekam nach dem 1:1 Peles Trikot. Nicht er, sondern Brasiliens Fußball-König soll Osim nach dem Trikottausch mit der Nummer 10 gefragt haben.
Osim wuchs in einer atheistischen Arbeiterfamilie in Sarajevo auf und heiratete eine Muslima, mit der er drei Kinder bekam. Aber die multikulturelle Idylle in der Olympiastadt von 1984 wurde immer brüchiger. Als das ehemalige Jugoslawien im Bürgerkrieg versank, war Osim Teamchef der Nationalmannschaft, die damals mit herausragenden Kickern gespickt war. Das Land wäre 1992 als Mitfavorit zur EM gefahren, wurde aufgrund der Kriegswirren aber ausgeschlossen.
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„Lächeln verloren“
Am 23. Mai 1992, als während der Einkesselung Bomben auf seine geliebte Geburtsstadt fielen, unternahm Osim einen tieftraurigen Protest. Unter Tränen trat er auf einer Pressekonferenz in Belgrad als Teamchef zurück. „Das ist das Einzige, das ich für die Stadt tun kann, damit ihr euch auch daran erinnert, dass ich in Sarajevo geboren wurde. Und ihr wisst, was dort geschieht.“ Das Trauma des Krieges sollte Osim sein ganzes Leben lang verfolgen, den Nationalismus verstand er nie. „Ich habe damals mein Lächeln verloren“, gestand er Jahre später. Die Liebe für den Fußball blieb.
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Beitrag von Ravenpride »

Mario Haas hat geschrieben:Danke für die großartigen Momente mit dem @sksturm ⚫️⚪️ Osims Todestag ist Sturms Geburstag, Wahnsinn. Ruhe in Frieden 🙏🏻
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#sksturm #championsleague #schwarz #weiss #osim #bundesliga #sksturmgraz

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Beitrag von Ravenpride »

SK STURM hat geschrieben:Ruhe in Frieden Ivica

Fünf Tage vor seinem 81. Geburtstag: Sturms Jahrhunderttrainer ist nicht mehr

Am kommenden Freitag, 6. Mai, hätte Sturms Trainerikone Ivica Osim seinen 81. Geburtstag gefeiert. Es sollte nicht sein, heute, als sein SK Sturm am Schöckl Geburtstag feierte, schied der geliebte Sturm-Coach völlig überraschend in Graz aus dem Leben.

Die Fangruppen präsentierten ein Spruchband zu Ehren von Osim und der Himmel lichtete sich das erste Mal an diesem Tag und die Sonne blitzte hervor. Ein paar Minuten später wussten die Anwesenenden auch warum.

Osim war und ist für alle Zeiten der „Jahrhunderttrainer“ unseres SK Sturm, eine Legende, die wie aus einer anderen (Fußball-) Welt nach Graz zu Schwarzweiß kam. Die Liebe aller Generationen von Sturmfans ist ihm für alle Zeiten gewiss.

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Was für eine geile – und so erfolgreiche – Truppe: der SK Sturm im Jahr 2000.

Ivan der Große brach alle Rekorde

Mit seinen Spielern, um nur die wichtigsten nennen – Sidorczuk, Schicklgruber, Goriupp, Tschernischow, Foda, Milanic, Popovic, Posch, Schopp, Schupp, Neukirchner, Prilasnig, Reinmayr, Mählich, Vastic, Mario Haas, Kocijan, Wetl, Martin Hiden, Hopfer, Hörmann, Martens und später Yuran, Fleurquin, Minavand, Korsos, Szabics, Strafner und Co – brach Ivan der Große für Graz, für die Steiermark, ja sogar für Österreich in mehr als acht Jahren und unglaublichen 383 Pflichtspielen alle Rekorde: Drei Champions-League-Teilnahmen, davon einmal sogar der Vorstoß in die „Zwischenrunde“, ins Achtelfinale, das hat kein rotweißrotes Team je erreicht. Dazu zwei Meistertitel, drei Pokalsiege, drei Supercupsiege, vier Vizemeistertitel in den acht Jahren von Juni 1994 bis September 2002, das wird kaum ein Trainer in Österreich je wieder schaffen.

Ivan, der Philosoph

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Schwarz-weißes Fußball-Philosophen-Duo: Ivan Osim und Gerhard Roth.

Mit seiner Spielphilosophie überzeugte er Freund und Feind – und noch heute wird jeder seiner Nachfolger an seinen Vorgaben gemessen. Durch seinen Wortwitz und seine Intellektualität machte er Sturm und den Fußball weit über die herkömmlichen Grenzen hinaus zu einer Marke und schaffte die Brücke zur Kunst- und Kulturszene. Unter seiner Führung wurde die Kämpfertruppe Sturm Graz zu einer Mannschaft, die spielerisch in Österreich unerreichbar war. Damit hat er auch ein Generation junger Sturmfans geprägt, die heute wesentlich höhere Maßstäbe anlegen, als die älteren Sturmfans, die noch die alte Kämpfertruppe gewohnt waren. Mit seiner Körpergröße von 1,94 Meter überragte er als Spieler und Trainer die Konkurrenz bei weitem, aber er ist auch vom Intellekt her kein „gewöhnlicher“ Trainer. Nicht zu Unrecht nannte man den Grübler und stets bescheidenen Menschen Osim auch den Philosophen. Immerhin studierte Ivan während seiner ersten Zeit bei Zeljeznicar nach der Matura an der Universität Physik und Mathematik, bis die Profikarriere ihm keine Zeit mehr ließ. Eine Parallele zu seinem 2018 verstorbenen Freund Heinz Schilcher, der an der Uni Graz Chemie studierte.

Ivan privat

Geboren im Ortsteil Grbavica von Sarajewo wuchs er in unmittelbarer Nähe zum Platz des NK Zeljeznicar auf, denn sein Vater – ein Hüne von einem Mann – war Schlosser bei der Eisenbahn. „Strauß von Grbavica“ war sein Spitzname als Regisseur im Mittelfeld – Strauß, weil er mit seinem Spiel so an den Wiener Walzerkönig erinnerte. Und er hatte auch altösterreichische Wurzeln: Sein Großvater stammte aus Ruse bei Maribor, von der heutigen österreichischen Grenze nur acht Kilometer entfernt. Das war in der k.u.k.Monarchie bis 1918 die alte Untersteiermark. Die Großmutter mütterlicherseits stammte aus München. Daher die blonden Haare und sein Rufname „Schwabo“, der Deutsche. Meist wurde und wird er aber bis heute Ivica – Spitzname für Ivan – genannt. Ivica Osim ist nicht nur ein vom Fußball Besessener, für den das Leben ohne Fußballspiele keinen Sinn macht. Er ist auch ein liebevoller Familienvater. Seine Gattin Asima und seine drei Kinder Amar, Zelimir und Irma gehen ihm über alles. Die Trennung von Frau und Tochter während der Belagerung von Sarajewo waren für ihn die furchtbarste Zeit seines Lebens, damals in der ersten Zeit bei Sturm.

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Asima und Ivan Osim.

Ivan, der Glücksgriff

Die Sturmfamilie ist dankbar, dass der unvergessene Heinz Schilcher Osim im Juni 1994, mitten im Jugoslawien-Krieg, nach Graz in die Gruabn lenken konnte. Schilcher hatte ihn bei seinem Engagement bei Racing Strasbourg kennen und schätzen gelernt. Osim war von 1986 bis Anfang 1992 angesehener Teamchef des alten Jugoslawien, spielte erfolgreich bei der WM 1990 und qualifizierte das Team für die EM 1992. Osim legte das Amt unter Tränen zurück, als die serbische Armee sein Sarajewo angriff. Im Sommer 1992 wäre er um ein Haar bei Rapid gelandet, doch dort bevorzugte man – Glück für Sturm – mit Gustl Starek eine österreichische Lösung. Nach zwei Erfolgsjahren in Athen hatte er Angebote aus ganz Europa. Doch er wollte seiner Familie und seiner Heimat nahe sein. Und so konnte ihn Schilcher nach Graz, in die Gruabn zu einem damals in Europa unbekannten SK Sturm lotsen. Die Steiermark, in der schon sein Großvater lebte, wurde ihm zur Wahlheimat und Graz ist er bis zum Ende treu geblieben. Wiewohl ihm sein Sarajewo ein Herzensanliegen war. Dort war er ehrenhalber Vizebürgermeister und Friedensbotschafter.
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Ein kongeniales Gespann: Heinz Schilcher, Ivan Osim und Tormanntrainer Refik Muftic (von rechts).

Präsident ehrt Osim

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Christian Jauk überreicht Ivan Osim die Legenden-Urkunde

Präsident Christian Jauk kam am 1.Mai 2022 die schwerste Aufgabe zu. Bei der 113. Geburtstagsfeier des SK Sturm am Schöckl überbrachte er die traurige Nachricht von Osims Tod an die geschockte Sturmfamilie. In seinem offiziellen Statement ehrt er nicht nur den Trainer, sondern vor allem auch den Menschen Ivan "Ivica" Osim. “Unser Jahrhunderttrainer ist just am Geburtstag unseres Klubs verstorben. Ivica Osim war nicht nur ein großartiger Trainer, sondern auch einer der großartigsten Menschen, die ich kennenlernen durfte. Er war die größte Ikone unseres Klubs und ich werde die vielen gemeinsamen Stunden nie vergessen. Er hat weit über den Fußball hinaus gewirkt und seine Worte werden ewig in uns nachhallen. Die Sturmfamilie verliert einen der bedeutendsten Menschen, die jemals in unserer Mitte weilten. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und seiner gesamten Familie. Ruhe in Frieden, Ivan!“

"Ivan Osim gehört zu Graz wie der Uhrturm. Bis er kam reichte unser Horizont von der Gruabn bis ins Hanappi-Stadion. Dank ihm sind wir in einige der schönsten Stadien der Welt gekommen. Dank ihm lernten wir, was internationale Klasse bedeutet. Dank ihm hat der steirische Fußball Dimensionen erreicht, von denen wir nicht zu träumen wagten. Und dabei ist Ivan Osim immer ein umgänglicher, bescheidener, großer Mensch geblieben."
Wilfried Silli, Ex-Sportchef Steirerkrone

Ivan auf einen Blick:

Geboren am 6. Mai 1941 in Sarajewo

Der Fußballer:
1959 bis 1970 Zeljeznicar Sarajewo 220 Spiele, 65 Tore
1970 bis 1972 Racing Straßburg 58 Spiele, 16 Tore
1972 bis 1975 CS Sedan 105 Spiele, 16 Tore
1975 bis 1976 Valenciennes 30 Spiele, 1 Tor
1976 bis 1978 Racing Straßburg (mit Heinz Schilcher) 32 Spiele, 4 Tore
Länderspiele für Jugoslawien:16 Einsätze, 8 Tore (damals wurde – wie lange Zeit auch in Österreich – Legionäre nicht ins Team berufen).

Der Trainer:
1978 bis 1986 Zeljeznicar Sarajewo
(zweimal Vizemeister, Pokalfinale, Halbfinale UEFA-Cup)
1986 bis 1991 Teamchef Jugoslawien
(Viertelfinale Weltmeisterschaft 1990, Qualifikation für die EM 1992, durch Kriegsereignisse keine Teilnahme). Rücktritt im Frühjahr 1992, als auf Sarajewo geschossen wird.
1991 bis 1992 Partizan Belgrad (Pokalsieg 1992) neben seinem Amt als Teamchef
1992 bis 1994 Panathinaikos Athen (Vizemeister 1993, Cupsieger 1993 und 1994)
1994 bis 2002 Sturm Graz (Meister 1998, 1999, Pokalsieger 1996, 1997, 1999, Supercupsieger 1996, 1998, 1999, Vizemeister 1995, 1996, 2000, 2002, Cupfinalist 2002, dreimalige Champions-League-Teilnahme)
2003 bis 2006 JEF United in Japan (Ligapokal 2005)
2006 bis 2007 Nationaltrainer Japan (Qualifikation für den Asien-Cup 2007). Auch im fernen Osten waren die Menschen vom Riesen aus dem Westen fasziniert und angetan.

Ivan, der Vielgeehrte

Nach seiner schweren Erkrankung 2007 – Osim lag wochenlang im Koma – lebt er mit seiner Gattin Asima abwechselnd in Sarajewo und in Graz. 2009 wurde er von den Sturmmitgliedern zum Jahrhunderttrainer des SK Sturm gewählt und er ist seit 2017 offizielle Sturm-Legende. 2019 wurde ihm bei der 110-Jahresgala in der Seifenfabrik der allererste „Fritz-Longin-Award“ überreicht. 2021 ehrt ihn der SK Sturm mit einem neu herausgegebenen Ivica-Osim-Bildband mit einleitendem Text von Sturm-Botschafter und Schriftsteller-Papst Gerhard Roth.
1998, nach dem ersten Meistertitel, erhielt Osim das „Goldene Ehrenzeichen“ des Landes Steiermark, 2000 den Josef-Krainer-Preis und er ist Bürger der Stadt Graz. Ein Zitat vom ehemaligen Sportchef der Steirerkrone, Wilfried Silli, im Buch „Ivica Osim, Das Spiel des Lebens“ von Gerald Enzinger und Tom Hofer (2001), in dem sogar der große Pele seinen Freund Osim zum Sechziger hochleben ließ: „Ivan Osim gehört zu Graz wie der Uhrturm. Bis er kam, reichte unser Horizont von der Gruabn bis ins Hanappi-Stadion. Dank ihm sind wir in einige der schönsten Stadien der Welt gekommen. Dank ihm lernten wir, was internationale Klasse bedeutet. Dank ihm hat der steirische Fußball Dimensionen erreicht, von denen wir nicht zu träumen wagten. Und dabei ist Ivan Osim immer ein umgänglicher, bescheidener, großer Mensch geblieben.“

Die gesamte Sturmfamilie verneigt sich vor deinem Leben! Ruhe in Frieden, Jahrhunderttrainer!
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Beitrag von Ravenpride »

Kleine Zeitung hat geschrieben: Erste Kerzen im Augarten und an Ivica Osims Wohnort
Sturms Jahrhundertrainer Ivica Osim ist tot, wurde 80 Jahre alt. Fans gedenken dem legendären Trainer mit Kerzen im Augarten und am Hans-Dolf-Weg in Graz St. Peter, wo Osim wohnte.

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Sturms Jahrhundert-Trainer Ivica Osim ist am 1. Mai am Vormittag 80-jährig verstorben. Ausgerechnet am 113. Geburtstag von Sturm Graz, die Feierlichkeiten am Schöckl wurden sofort abgebrochen, die Betroffenheit unter Wegbegleitern ist groß.

Und auch Fans trauern. Im Augarten, beim Sturm-Denkmal, stehen bereits erste Kerzen.
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Beitrag von Ravenpride »

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Kollektiv 1909 hat geschrieben:Liebe Schwoaze!
So kurz nach dieser schmerzlichen Nachricht ist es uns unmöglich, Worte zu finden, die unserem geliebten Jahrhunderttrainer Ivica Osim auch nur annähernd gerecht werden könnten.
Als erstes Zeichen der stillen Anteilnahme haben wir uns dennoch dazu entschlossen, in der Nähe des Wohnortes der Familie Osim unserer Trauer Ausdruck zu verleihen.
Alle Sturmfans, denen dies ebenso am Herzen liegt, können sich unserer Geste anschließen und eine Kerze für Ivica Osim hinterlassen. Der Ort dafür befindet sich in der Höhenrainstraße Ecke Hans-Dolf-Weg in 8042 Graz.
Achtet bitte darauf, dezent und pietätvoll innezuhalten.
RUHE IN FRIEDEN JAHRHUNDERTMENSCH, DANKE FÜR ALLES!!!
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Reaktionen zum Tod: Große Trauer um Ivica Osim

https://www.kleinezeitung.at/sport/fuss ... m#cxrecs_s
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Beitrag von Ravenpride »

TV5 hat geschrieben:.....Am Sonntagabend wurden die Flutlichter des Grbavica-Stadions, wo FK Zeljeznicar Sarajevo spielt, ihm zu Ehren eingeschaltet, während Dutzende von Fans herbeiströmten. 81 Minuten lang sollten die Scheinwerfer eingeschaltet bleiben, in Anspielung auf den Geburtstag, den der Verstorbene am Freitag hätte feiern sollen.“
Super Aktion! yesss

Die blaue Fahne die am Zaun in St.Peter hängt, ist übrigens jene von Zeljeznicar Sarajevo.

Ich war heute am frühen Vormittag auch schon dort, um meiner Trauer Ausdruck zu geben und ein Kerzerl für unseren Trainer dazulassen. :sad:

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Beitrag von Ravenpride »

Balkan Stories hat geschrieben: Umro je Ivica Osim

Ivica Osim ist tot. Der Fußballspieler und Trainer war eine Legende. In seiner Geburtsstadt Sarajevo und in seiner Wahlheimat Graz. Ebendort starb er wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag. Um Osim trauern der FK Željezničar, der SK Sturm Graz, ungezählte Fußballfans in Bosnien, Österreich und Japan und alle Bosnier, die an ein friedliches Zusammenleben glauben.

Ausgerechnet am Tag der Arbeit und knapp vor der Feier des Jahrestags der Vereinsgründung des SK Sturm Graz traf die Nachricht die Fans hart.

Ivica Osim, erfolgreichster Trainer des Klubs, ist tot.

Auch wenn der 80-jährige seit einem Schlaganfall vor 14 Jahren gesundheitlich angeschlagen war, um ihn machte man sich selten Sorgen.

Vielleicht lag das auch daran, dass er sich seit Beginn der Covid-Pandemie kaum mehr in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, wie ORF.at schreibt.

Vielleicht entgingen so seinen vielen Fans seine gesundheitlichen Probleme.

Trauer auch bei seinem bosnischen Verein FK Željezničar in Sarajevo.

Die Karriere des Švabo

Für den erzielte er als offensiver Mittelfeldspieler von 1959 bis 1968 56 Tore in 166 Spielen, und nach einem kurzen Zwischenstopp noch mal eine Saison lang von 1969 bis 1970.

Dazwischen und danach: Spieler beim jugoslawischen Nationalteam, mit acht Toren in 16 Spielen, und eine respektable Karriere in Frankreich.

Švabo nannten sie ihn zuhause. Osim war eben blond. Da konnte keiner wissen, dass er später den Švabos das Fußballspielen beibringen würde.

Zur Legende wurde Osim in seiner zweiten Fußballkarriere als Trainer.

1978 bis 1986 beim Heimatverein Željezničar, danach fünf Jahre beim jugoslawischen Nationalteam. Er war der letzte Trainer des Teams, und während es Ende der 80-er in Jugoslawien rumorte, er und die Nationalelf zeigten: Wenigstens am Fußballfeld war mit Jugoslawien zu rechnen.

Für die EM 1992 galt das Team als einer der Favoriten. Unter Osim hatte es die Qualifikation geschafft.

Aus Protest gegen den immer offeneren Nationalismus trat er kurz danach als Trainer zurück. Für ihn „eine Frage des Charakters“.

Das Land zerbrach vor der EM, und mit ihm hunderttausend Leben endgültig.

Zur Legende wurde der gebürtige Sarajevoer in Graz. In den 90-ern machte er Sturm Graz zum erfolgreichsten österreichischen Verein. Der Verein hat ihn zum Jahrhunderttrainer erklärt.

Alles für den Fußball – und ein bisschen mehr

Seitdem haben ihn die Grazer ins Herz geschlossen, auch während seiner Zeit als Trainer in Japan, wo er zeitweise die Nationalmannschaft leitete.

Auch die Fans von GAK, die das vielleicht nicht alle zugeben. Und auch die Grazerinnen und Grazer, die sonst gar nichts mit Fußball am Hut haben.

Mit Letzteren wird sich der bekannt tolerante Osim wohl auch ganz gut vertragen haben. Auch wenn er nach dem Motto lebte: „Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag“.

Seine Autobiografie heißt nicht zufällig „Spiel des Lebens“. In Österreich wie in Sarajevo wird sie bis heute gerne gekauft, und nicht nur von Fußballfans.

Aber, wer bereit ist, mit einem verbohrten serbischen oder kroatischen oder bosnjakischen Nationalisten zu diskutieren, dass Hass und Sich-als was besseres-Fühlen schlecht für alle sind, und dass es nur gemeinsam weitergehen kann, der wird auch mit jemandem reden, der nicht der These zustimmt: „Die Welt ist alles, was der Ball ist„, wie der Titel eines literarischen Portraits zu seinem 75. Geburtstag lautet.

Er hatte auch noch etliche andere Interessen. Osim hatte einen Abschluss in Mathematik und Philosophie, war parallel zum Beginn seiner Fußballerkarriere auch eine Zeitlang Nachhilfelehrer für Kinder aus Sarajevo, die sich mit Mathematik oder Naturwissenschaften schwertaten.

Nur redete er öffentlich nicht so gerne darüber. Er wollte nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken.

Lieber auf den Fußball. Und auf Menschen, die Hilfe brauchten.

Nicht nur als Fußballer und als Trainer war er ein Großer.

Ivica Osim, das war einer, den hast du gemocht, wenn du ein guter Mensch bist. Automatisch. Auch, wenn du sonst nichts mit ihm gemein hattest. Der hatte diese Ausstrahlung.

Auch wenn er ein bisschen ein Grantler war. Das Lachen, das war ihm vergangen, bei all dem, was von 1992 bis 1995 seiner Heimatstadt angetan wurde.

Bei dem hast du gewusst: Das ist einer mit Anstand.

Am 1. Mai 2022 hat dieses große Herz endgültig zu schlagen aufgehört.

Neka ti je laka zemlja.

Möge dir die Erde leicht sein.
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When the eternal winter comes
There will be neither men nor gods
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Ravenpride
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Trainerlegende Ivica Osim ist tot

Beitrag von Ravenpride »

Ballesterer hat geschrieben:
Das Spiel von Katz und Maus


In Japan nennen sie ihn den Lehrer, Sturm Graz hat er eine völlig neue Spielphilosophie beigebracht, und Jugoslawien war unter ihm eine der stärksten Mannschaften Europas. Ivica Osim hat nicht nur am Platz Spuren hinterlassen, sondern auch, weil er einen seiner Lehrsätze vorgelebt hat. Man kann immer mehr Selbstvertrauen als der Gegner haben – selbst wenn dein Heimatland im Krieg versinkt.

An seinem zweiten Geburtstag ist Ivica Osim 66 Jahre alt. Er befindet sich in Tokio. In der Jutendo-Universitätsklinik wacht er am 26. November 2007 aus dem Koma auf. Ein Schlaganfall hat ihn fast umgebracht. Zehn Tage lang hat seine Frau Asima um sein Leben gebangt. In ihrem Haus im Tokioter Vorort Chiba war Ivica Osim plötzlich leblos neben ihr im Bett gelegen. Sie hatten sich im Fernsehen ein Spiel aus der Premier League angesehen. Als er aus dem Koma aufwacht, merkt er, dass er linksseitig teilweise gelähmt ist. Er schlägt die Augen auf und sieht Asima. Sie beugt sich über ihn, und er flüstert ihr zu: „Wie ist das Spiel ausgegangen?“ Asima lächelt. Freudentränen laufen ihre Wangen hinunter. Ivan, wie sie ihn nennt, geht es wieder besser. Doch sein Leben wird sich ab jetzt völlig ändern. Er spricht nur mit Mühe. Aber das ist jetzt nicht so wichtig, Ivan hat überlebt.



Ungeduldig in die Therapie

Ivica Osim beschreitet den langen Weg zurück. Nach drei Tagen absolviert er erste Gehübungen. Im Februar 2009 treffe ich ihn zum ersten Mal zu einem langen Gespräch. Nach vielen Jahren der stummen Bewunderung als Sturm-Fan begegne ich ihm an einer Wegscheide, fernab von seinen Erfolgen, aber kämpferisch wie zuvor: „Weil ich so ungeduldig bin, habe ich viel mehr Übungen gemacht, als die Ärzte verlangt haben. Aber zu viel ergibt manchmal das Gegenteil“, sagt er. Er stützt sich auf einen Stock und seine Frau Asima. Er muss lernen, mit seinem neuen Körper umzugehen. Als ich an diesem kalten Wintertag in seine blauen Augen schaue, stelle ich mir den gebrechlichen alten Mann als kleinen Buben vor. Wie er in seiner Heimatstadt Sarajevo Fußball spielt, dann für Zeljeznicar stürmt und in Frankreich seine Fußballkarriere ausklingen lässt. Ich verfolge seine Zeit als Trainer von Zeljeznicar und des letzten jugoslawischen Nationalteams. Ich sehe ihn hier in Graz, als er Sturm im Trainingszentrum des Vereins auf Erfolge vorbereitet. Jetzt ist er aus Japan zurück, wohin ich ihn nie hatte fortgehen lassen wollen. Ich habe Angst, ihn mit den Anstrengungen eines Interviews zu überfordern. Er sagt: „Na ja, die Psychologin in der Sigmund-Freud-Klinik in Graz wollte gerade testen, ob mein Kopf noch funktioniert. Da habe ich sie die Abseitsfalle abgeprüft.“

Therapieübungen bestimmen seinen Alltag. Sein zweites Leben wird viel kürzer sein als sein erstes. „Ich fühle mich körperlich wie ein altes Haus, in dem eine Bombe explodiert ist. In mir ist alles zerstört. Der Vorteil ist aber, ich spüre links keine Schmerzen mehr. Ich kann also beruhigt zum Zahnarzt gehen“, sagt er der Kleinen Zeitung im November 2008. Da klingt er wie der Osim aus seinem ersten Leben. Der Osim, der nicht eine, sondern die vielen Seiten des Lebens abwägt, die es zu bieten hat. Der neu geborene Osim lacht mehr als der alte. Sein Lachen, so hat er in seiner Zeit als Sturm-Trainer immer wieder gesagt, habe er wegen des Kriegs in seiner Heimat verloren. Bei einem Bombeneinschlag in seinem Kopf hat er es wiedergefunden.

Nie mehr Trainer

Sein wacher Geist räumt die Bombenschäden schnell weg. Wie zuvor bestimmt die Frage nach dem Resultat des jeweils letzten Spiels seinen Alltag. Sie ist sein Motor. „Wie ist das Spiel ausgegangen?“, „Was lerne ich daraus?“, „Welche Auswirkungen hat es auf die nächste Partie?“ Es ist aber auch die Testfrage, mit der er jedes unserer Gespräche beginnt. Osim kennt das Resultat, nach dem er mich fragt. Es geht ihm darum, mich kennenzu lernen. Diese Frage ist Teil des Pingpongspiels, mit dem er seine Umwelt ständig erforscht. Seinen nächsten Schritt passt er auf die Reaktion an. Lässt sich sein Gesprächspartner herauslocken, geht er verbal in den Konter. Zieht sich sein Gesprächspartner zurück, versucht Osim ihn aus der Reserve zu holen. So wie früher als Spieler und Trainer mit dem Ball. Er nennt diese Taktik „Katz und Maus“. Sie ist die Quintessenz seiner Fußballweisheit – der kontrollierten Offensive.

Bald nach seinem Schlaganfall ist klar, dass der Körper mit der Genesung seines Geists nicht Schritt halten wird. Die Ärzte sprechen von einem Heilungsprozess von sieben Jahren. Heute ist er trotz intensivster Therapie immer noch stark beeinträchtigt. Er probiert verschiedenartige Behandlungen, doch eine Rückkehr auf die Trainerbank ist ausgeschlossen. Zu groß wären die körperlichen Strapazen, zu stark die emotionale Belastung. Wollen würde er schon. Die Karriere eines der größten Trainer des internationalen Fußballs der Jahrtausendwende findet nach 29 Jahren ihr Ende in einer Durchblutungsstörung seines Gehirns.

Der Lehrer

Sein Amt als japanischer Teamchef übernimmt Ende 2007 Takeshi Okada. Vier Jahre lang hatte Osim versucht, den Japanern seine Idee vom Fußball beizubringen. Den mittelständischen Klub JEF United trainierte er ab 2003 und machte ihn zum Titelkandidaten und zweimaligen Ligapokalsieger. Die Anerkennung für Osim im Land ist so groß, dass ihn der Fußballverband 2006 zum Teamchef bestellt. 2005 erscheint ein Buch mit Osims Sprüchen, es verkauft sich 400.000-mal. Der Videospielhersteller Sega bringt 2009 das Spiel „J-League 6“ mit Osim auf dem Cover heraus. Japanische Medien nennen ihn Sensei, den Lehrer.

Allerdings beginnt er vor seinem Schlaganfall zunehmend an seinen Schülern zu verzweifeln. „Die Japaner würden gern die Formel für meine Fußballlehre kopieren und anwenden. Aber die gibt es nicht“, sagt mir Osim einmal. „Es geht um Arbeit, Arbeit, Arbeit und die Freiheit, im richtigen Moment Risiko zu nehmen und eine Entscheidung zu treffen. Sie würden mich aber gerne noch vor dem Tor fragen, was sie jetzt tun sollen.“ Zugleich schätzt er die hohe Disziplin und die enorme Lernbereitschaft der Japaner.

Doch als der zweimalige Asien-Cup-Sieger 2007 beim Versuch, den Cup zum dritten Mal in Folge zu gewinnen, mit einem 1:1 gegen Katar startet, verliert Osim die Nerven. Er nennt seine Spieler Amateure und fährt seinen Übersetzer so laut an, dass dieser zu weinen beginnt. Der Druck auf den Teamchef ist groß und die Vorbereitungszeit auf das Turnier kurz. Als er sich beim Viertelfinale gegen Australien vor dem Elfmeterschießen in die Kabine zurückzieht, wird ihm vorgeworfen, die Mannschaft nicht ausreichend zu unterstützen. Osim sagt nach dem Spiel: „Elfmeterschießen sind schlecht für mein Herz. Ich möchte nicht als Trainer der japanischen Nationalmannschaft, sondern in meiner Heimatstadt Sarajevo sterben.“ Als er sich Ende 2008 aus Japan verabschiedet, ist seine Bilanz als Teamchef trotz aller Schwierigkeiten positiv. Sein Wort hat bis heute Gewicht, seine Meinung zu anstehenden Entscheidungen und Entwicklungen im japanischen Fußball bleibt gefragt.



Ein Schwabe für Zeljeznicar

In Japan schließt sich der Kreis von Osims internationaler Karriere. Begonnen hat sie 1964, als er bei den Olympischen Spielen in Tokio vier Tore für Jugoslawien schießt. Zwei davon beim 6:1-Sieg über die Japaner. In Marko Tomas’ Biografie „Ivica Osim. The Game of His Life“ sagt Osim, dass er diese Episode längst vergessen hatte und die Japaner ihn bei seiner Rückkehr daran erinnert hätten. Es ist oft sinnlos, ihn auf seine Zeit als Spieler anzusprechen. Mit einer kurzen Bewegung der rechten Hand wird er die Frage wegwischen. „Ich bin immer viel zu lange am Ball geblieben“, sagt er dann. „Das zählt im heutigen Fußball nichts mehr.“ Der hoch aufgeschossene blonde Spieler von früher scheint ihn nicht mehr zu interessieren. Doch lässt man ihn einfach reden, kommen wie beiläufig Erinnerungen an eine Zeit, als er in den 1960er Jahren gemeinsam mit seinem Freund Miso Smajlovic ein gefährliches Offensivduo bildete. Ihr Klub, so wird er dann erzählen, heißt Zeljecnicar und trägt blau-weiße Farben. Es ist der Klub der Arbeiter und Zuwanderer in Grbavica, dem Heimatbezirk der beiden im Süden Sarajevos. Den blonden Osim nennen sie seit seiner Kindheit „Svabo“.

Seine Erfolge als Spieler wird Osim nie herausstreichen. Smajlovic und er schießen den Klub 1962 zurück in die erste Liga. Während ihrer gemeinsamen Karriere erhält keiner von ihnen je eine Rote Karte. Als der Klub 1964 die Vormachtstellung der großen Vier – Roter Stern, Partizan, Dinamo Zagreb und Hadjuk Split – bedroht, wird Zeljecnizar laut Osims Biografie aufgetragen, ein Spiel gegen Hadjuk Split zu verlieren. Osim versucht erfolglos dem Spiel fernzubleiben. Smajlovic und er treffen mehrmals die Stange. Die Mannschaft unterliegt 1:4. In Folge werden nur die beiden Angreifer ein Jahr lang gesperrt. Als Sündenböcke werden sie in einem Schauprozess verurteilt. Vor Gericht fragt Osim den Richter: „Wenn wir als abschreckendes Beispiel dienen sollen, warum sperren Sie uns nicht ein Leben lang?“ Kurz darauf erkrankt Osim schwer, seine Profikarriere steht an der Kippe.

Doch er übersteht diese Krise und wird 1967 zum besten Spieler der Liga gewählt. Eine große Anerkennung, die Spielern außerhalb von Belgrad und Zagreb nur selten zuteilwird. Osim steht am Höhepunkt seines Leistungsvermögens. Teamchef Rajko Mitic macht ihn zum Spielmacher für die EM 1968 in Italien. Im Semifinale schlägt Jugoslawien Weltmeister England 1:0, Osim verletzt sich. Da Auswechslungen noch nicht erlaubt sind, muss er durchspielen. Das ist Gift für seine Verletzung. Jugoslawien muss die Finalspiele ohne ihn bestreiten und unterliegt Italien.

Vermittler in Bosnien

Das Jugoslawien, für das er bei der EM 1968 spielte, gibt es heute nicht mehr. Im Nachfolgestaat Bosnien und Herzegowina gerät auch der Fußball Anfang 2011 in die Wirren der Politik. Intransparente Geldflüsse, gegenseitiges Misstrauen der Funktionäre und Günstlingswesen blockieren den Verband. Dessen Statut sieht ein dreiköpfiges Präsidium mit jeweils einem Vertreter der drei großen Bevölkerungsgruppen – Bosniaken, Serben und Kroaten – vor. Als die UEFA diesen Zustand anprangert und mit der Suspendierung droht, steht mit der Nationalmannschaft die letzte gesamtbosnische Identifikationsplattform vor der Auflösung. Das gerade in jenem Moment, in dem ihre sportlichen Leistungen eine Qualifikation für die EM 2012 möglich erscheinen lassen.

Erst als der Verband Osim zum Vorsitzenden eines Normalisierungskomitees bestellt, findet sich eine Lösung für ein neues Statut mit nur einem Präsidenten, die die UEFA zufriedenstellt. Bilder aus dieser Zeit zeigen einen körperlich gebrechlichen Osim, der die Vertreter der Bosniaken, Serben und Kroaten besucht, um sie vom neuen Statut zu überzeugen. Sein Vermittlungserfolg ist die Basis für die erstmalige Qualifikation der Nationalmannschaft für ein großes Turnier – die WM in Brasilien 2014.

Ivica Osim ist eine der wenigen verbliebenen Persönlichkeiten, deren Autorität das Land einen könnte. Gelernt hat er sein Handwerk als Kind in Sarajevo, wo er vor dem Krieg mit Freunden aus allen Bevölkerungsgruppen zusammengelebt hat. In den letzten Jahren leben Asima und er bei ihrer Tochter Irma auf den westlichen Hügeln der Stadt nahe dem Olympiastadion Asim Ferhatovic Hase. Ohne die Nähe zu einem Fußballplatz kann Osim nicht sein. Er schaut sich zumindest zwei Partien pro Tag vor Ort oder im Fernsehen an und spielt mit seinen Enkelkindern.

Neue Zeitrechnung in Graz

20 Jahre zuvor ist die Familie getrennt. Asima und Irma sind in Sarajevo eingesperrt. In der Stadt tobt der Krieg. Auf ihren Hügeln wartet der Tod. Die Belagerung und Bombardierung durch bosnische Serben verhindert von Frühjahr 1992 bis Herbst 1994, dass Osim Frau und Tochter sehen kann. Er lebt zunächst mit seinem Sohn Selimir in Athen, wo er Panathinaikos trainiert. Als er im Sommer 1994 ein Angebot aus der Türkei erhält, setzt er sich ins Flugzeug nach Istanbul. Dort trifft ein türkischer Zollbeamter eine für den österreichischen Fußball folgenschwere Entscheidung. „Ich habe 1994 nur einen jugoslawischen Pass gehabt. Mit dem haben sie mich nicht einreisen lassen“, so erklärte mir Osim einmal seinen Weg in die Bundesliga. In Athen erreicht ihn sein ehemaliger Mannschaftskollege aus Frankreich, Heinz Schilcher, und macht ihm das Angebot, Trainer des SK Sturm zu werden. „Warum nicht?“, denkt sich Osim und nimmt an. Von Graz aus würde es leichter sein, mit Asima in Kontakt zu bleiben. Es liegt näher an Sarajevo, viele Bosnier leben in Österreich und Slowenien. Sie würden ihm helfen.

In den nächsten acht Jahren wird er Sturm helfen, die Tür zu einer neuen Fußballwelt aufzustoßen. Kein anderer Trainer hat bisher in Österreich Vergleichbares geleistet. Seine Strategie hat Osim im Kopf, als er nach Graz kommt. Er möchte der jungen Mannschaft sein Spiel von der Katze und der Maus beibringen. Eine auf den Gegner angepasste Variante des offensiven Kombinationsfußballs. Keine leichte Aufgabe bei einem Klub, dessen Funktionäre und Fans bis dahin zufrieden waren, wenn am Spielfeld möglichst viel gekämpft und gelaufen wurde. Der Verein ist zu diesem Zeitpunkt ohne nationalen Titel im Profifußball. Osim führt ihn zu zwei Meistertiteln und drei Cup- und Supercupsiegen.

Nicht nur für Sturm, auch für Ivica Osim ist das in Titeln gemessen die erfolgreichste Zeit seiner Karriere. Er verbringt sie in der Abgeschiedenheit der Provinzhauptstadt Graz, in der er genug Ruhe hat, um zu arbeiten, und mit Hannes Kartnig einen Präsidenten in der Hochblüte seines Fußballwahnsinns. Der ist erfolgshungrig und stellt das notwendige Geld auf, um die Mannschaft zu verstärken.

Von Null auf Hundert

Schon seine erste Saison als Sturm-Trainer zeigt die neue Dimension, in die Osim den SK Sturm in nur wenigen Monaten führen wird. Der Verein spielt in der Gruabn, dem kleinen Fußballplatz im Stadtzentrum. Dicht gedrängt stehen die Fans nur einen halben Meter vom Spielfeldrand entfernt, wenige Zentimeter neben dem Trainer. Pissoirs sind Mangelware, und Flutlicht gibt es zunächst nicht. Das Licht bringt Ivica Osim. Er steht vor der Trainerbank, eine Hand in einer dort für ihn angebrachten Halteschleife der Grazer Straßenbahnen. Die andere dirigiert die Mannschaft. In seiner ersten Saison 1994/95 führt er die Spieler um Ivica Vastic auf den zweiten Tabellenrang. Den Meistertitel verfehlt er um sieben Tore, die seine Mannschaft weniger als Austria Salzburg geschossen hat. Hätte es die in der nächsten Saison eingeführte Dreipunkteregel schon gegeben, wäre Osim Meister geworden. Die Fans stürmen bei Heimspielen den mit Biegen und Brechen 10.000 Personen fassenden Platz und sehen bisher nicht für möglich Gehaltenes. Osims junge und bis dahin unbekannte Mannschaft spielt Fußball und dominiert früher überlegene Gegner wie Austria und Rapid.

Osim hat die Einstellung der Spieler komplett verändert. Er zeigt ihnen, was sie mit seinem Kombinationsfußball erreichen können. „Er hat unsere Kreativität gefördert, indem wir Fehler machen durften“, sagt Spielmacher Vastic dem ballesterer. „Das Spiel verfolgt keinen Plan, es ist unvorhersehbar, hat er immer gesagt. Er hat uns seine Methode beigebracht, sich auf jede neue Situation schnell einzustellen, zu improvisieren und immer zusammenzuhalten.“ Die jahrelang auf Demut konditionierten Sturm-Anhänger versetzt Osim in einen achtjährigen Rauschzustand. Präsident Kartnig schnappt dabei zunehmend über. Osim selbst relativiert in jedem Interview seine Erfolge. So kühlt er den Übermut der Fans und der Spieler und verschafft sich Anerkennung in ganz Österreich.

Peinliches Ende

Doch auf dem Platz lässt Osim kompromisslos selbstbewusst spielen. Seine Mannschaft erreicht ab 1999 dreimal hintereinander die Gruppenphase der Champions League, einmal als Gruppensieger die folgende Runde. Er selbst bescheinigt ihr größeres Potenzial und erinnert immer wieder an die zwei Niederlagen gegen Real Madrid 1999. Beide Male stürmt seine Mannschaft zu Beginn los und geht 1:0 in Führung, verliert dann aber 1:6 und 1:4. „Dabei stand uns die steirische Mentalität im Weg. Die gibt sich zu rasch mit dem Erreichten zufrieden“, sagte er 2014 in einem Interview mit dem Internetportal sturm12.at. „Nur mutige Mannschaften schreiben Geschichte.“ Bis heute grübelt Osim darüber, warum seine Versuche, den Sturm-Spielern Selbstbewusstsein einzuimpfen, gegen die größten Mannschaften Europas letztlich nicht erfolgreich waren. Egal, wer der Gegner ist, so lautet seine Devise: „Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben als der Gegner und etwas zu probieren.“ Schließlich kann eine selbstbewusste Maus auch die stärkste Katze austricksen.

Das Kapitel Sturm endet für Osim am 14. September 2002 an der Bar in den Katakomben des Liebenauer Stadions in Graz. Die Fernsehaufnahmen dieser Szene vermitteln mir heute noch das Gefühl, die Geschehnisse aufhalten zu müssen. Ivica Osim sitzt mit rotem Kopf an seinem Stammplatz an der Bar. ORF-Reporter Gerald Saubach quält ihn mit Fragen nach den Konsequenzen aus der eben erlittenen 1:3-Niederlage gegen den FC Kärnten. „Warum sind Sie da?“, fragt Osim den Reporter. „Sind Sie zurückgetreten?“, erwidert Saubach. Osim will aufstehen und gehen. Der Reporter hält ihm weiter das Mikrofon unter die Nase, Osim muss sich wieder setzen: „Okay, Sie haben geholfen, baba, ich bin zurückgetreten.“ Jetzt schreckt sich Saubach: „Aber Sie können nichts dafür. Es waren zwei schwere Tormannfehler.“ „Wer hat den Tormann aufgestellt?“, fragt Osim. „Sie haben alles gesagt. Jetzt bin ich niemand, wie Sie. Wir können zusammen ein Bier trinken gehen.“ Er hält Saubach sein Bierglas hin. Osim spricht stockend, zwischen den Sätzen pausiert er, als wollte er dem Reporter die Chance geben, ihn in Ruhe zu lassen. Jetzt ist er die Maus. Doch Saubach kapiert seine Rolle als Katze nicht. Er macht weiter. Osim gestikuliert in seiner Wut und Verzweiflung. Er sagt: „Die Atmosphäre ist nicht gut.“

Am Tag zuvor hat Präsident Kartnig ihn in einem Sportmagazin-Interview feige und manierenlos genannt und ihm vorgeworfen, er wolle nur mit „Cevapcici und Raznjici“ – gemeint sind Spieler vom Balkan – arbeiten. Ganz Graz ist peinlich berührt, Osim tief getroffen. Am nächsten Tag beobachtet er seine Mannschaft. Wie wird sie reagieren? Sie verliert. Einige Tage später sagt er dem Magazin News: „Der Präsident kann mich persönlich beleidigen, aber jetzt hat er eine ganze Nation, mein Volk beleidigt.“ Jahrelang hat Osim ohne schriftlichen Vertrag, nur per Handschlag in Graz gearbeitet. Nach seinem Rücktritt klagt er den Verein wegen des erlittenen Mobbings auf die Zahlung einer Abfertigung und restlicher Gehälter. Osim gewinnt den Prozess und spendet die ihm zugesprochene Summe für wohltätige Zwecke. Osim setzt sich mit Asima zusammen und mischt die Karten neu. Seine Neugier führt den Meister des Pingpongspiels mit 61 Jahren nach Asien. Der Manager von JEF United will ihn unbedingt, er hat die jugoslawische Nationalmannschaft bei Vorbereitungsspielen für die WM 1990 in Rovinj beobachtet und ist seither von Osim begeistert.

Besser als das Land

1986 hat Osim das Amt des jugoslawischen Teamchefs angenommen. Zuvor hatte er Zeljeznicar Sarajevo auf den zweiten Platz der Meisterschaft geführt. Im Sommer 1984 gewinnt das jugoslawische Nationalteam um Dragan Stojkovic und Srecko Katanec bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die Bronzemedaille. 1987 wird Jugoslawien U20-Weltmeister, Spieler wie Robert Prosinecki und Dejan Savicevic stoßen zur A-Mannschaft und stürzen Osim in das schönste Dilemma seines Trainerlebens. Er muss eine Mannschaft aus den besten Offensivspielern der Welt formen. Dabei steht er von Anfang an unter Druck, die nationalen Interessen der einzelnen politischen Entscheidungsträger und Medien zu berücksichtigen. Als Jugoslawien die Qualifikation zur EM 1988 verpasst, wird Osim hart kritisiert. Doch Verbandspräsident Miljan Miljanic vertraut weiter auf seinen Trainer. Diese Zeit liefert Osims Skepsis gegenüber Journalisten Nahrung, und er entwickelt seine diplomatischen Fähigkeiten. Von der Zusammenstellung seines Trainerteams bis zum Mannschaftskader, überall wollen sie ihm dreinreden. „Am Ende hat es wie die logische Aufstellung der stärksten Spieler ausgesehen, aber natürlich haben wir alles genau in Betracht gezogen“, sagte Osim seinem Biografen Tomas 2013. In einem zunehmend nervösen politischen Klima muss er das. Noch können die Nationalisten ihm nichts anhaben. Osim hat eine Gruppe aus Freunden geformt, die das Potenzial hat, den Titel zu holen, als sie zur WM 1990 nach Italien reist.

Im Viertelfinale rennen sie zu zehnt gegen Weltmeister Argentinien um Diego Maradona an, spielen Chance um Chance heraus. Die Welt sieht den stärksten Fußball eines untergehenden Landes. Im Elfmeterschießen hält der argentinische Tormann Sergio Goycochea zweimal, er sagt später: „Ich habe die blanke Angst in den Augen der jugoslawischen Spieler gesehen.“ Nach dem Spiel weicht die Angst der Erleichterung, keine Verantwortung mehr zu haben. Die Spieler stehen schon das ganze Jahr über unter Druck nationalistischer Gruppierungen und ihrer Medien. Diese wollen Jugoslawien verlieren sehen. In einem Interview des englischen Fußballmagazins The Blizzard sagte Osim 2012: „Manchmal träume ich davon, was passiert wäre, wenn wir Argentinien geschlagen hätten. Hätten wir mit einem Weltmeistertitel den Krieg verhindern können? Vielleicht.“

Doch Ivica Osim gibt noch nicht auf. Als Slowenien und Kroatien 1991 mit westlicher Unterstützung ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklären, hält er mit seinen Mitteln dagegen. Er stellt eine noch bessere Nationalmannschaft zusammen, die sich für die EM 1992 qualifiziert. Jugoslawien ist ein Favorit auf den Titel. Osim sagt mir im März 2013: „Die Spieler waren viel besser als das Land. Wären sie an der Macht gewesen und nicht diese Politiker, wäre nichts Vergleichbares passiert. Sie sind untereinander heute noch Freunde und treffen sich.“ Doch die Politik bestimmt den Fußball. Jugoslawien wird kurz vor Turnierbeginn von der EM-Teilnahme ausgeschlossen. „Ich war davon nicht überrascht“, sagt Osim. „Wir haben uns als Land selbst in diese Position gebracht. Einige Leute konnten es aber gar nicht erwarten, uns loszuwerden. Wir waren so eine starke Mannschaft.“ Zu diesem Zeitpunkt ist er schon nicht mehr Teamchef.

Meine Liebe Sarajevo

Der Bosnier Osim versucht bis zuletzt die jugoslawische Mannschaft zusammenzuhalten. Als die bosnischen Serben Sarajevo im April 1992 einkesseln und bombardieren, ist er mit seinem Sohn Selimir in Belgrad und kann nicht in seine Heimatstadt zurück. Am 23. Mai 1992 beruft er eine Pressekonferenz in der Zentrale des jugoslawischen Fußballverbands ein. Osim sitzt zwischen Verbandspräsident Miljan Miljanic und Generalsekretär Branko Bulatovic. Er schwitzt und kann seine Tränen nicht zurückhalten. Dort sagt er: „Verstehen Sie das, wie Sie wollen. Das ist meine private Geste und meine persönliche Entscheidung. Mein Rücktritt ist das Einzige, was ich für meine Stadt tun kann. Sie sollen sich erinnern, dass ich aus Sarajevo komme. Sie wissen, was dort passiert.“ An diesem Tag verliert er sein Lächeln. Er wird es erst in Japan wiederfinden.

Seine Heimatstadt wird bald nicht mehr so aussehen, wie er sie verlassen hat. Auf den Hügeln hinter dem Grbavica-Stadion sitzen die Heckenschützen, Granatwerfer zielen von dort auf die Stadt. Auf dem Rasen riskieren die Fußballer, erschossen zu werden. 500 Meter vom Stadion entfernt ist Ivica Osim mit Freunden und Verwandten aus allen Bevölkerungsgruppen aufgewachsen. Als er nach dem Krieg zurückkehrt, ist diese Gemeinschaft verschwunden. In einem Falter-Interview vom November 2015 sagt er: „Wenn du während des Krieges nicht hier warst, bist du hier praktisch ein Feigling. Ich war in Graz, also nicht in Sarajevo.“

Als ich ihn zuletzt in Sarajevo treffe, sitzen wir vor dem Café seines Sohnes Amar. Es ist Sonntag, die Sonne scheint über die östlichen Hügel der Stadt. „Ohne Asima“, sagt er, „hätte ich das alles nicht geschafft. Sie soll Ihnen sagen, wie sie unsere Kinder großgezogen hat und ich nie da war. Wieviel Wäsche sie für uns gewaschen hat. Wie es war, mit mir zu leben auf allen unseren Stationen. Sie hat mir immer vertraut. Das ist mir wichtig.“ So beschließt Ivica, nur Asima das Interview führen zu lassen. Er tut so, als ob ihn das Ganze nichts anginge und achtet auf die Cevapcici auf dem Grill neben unserem Tisch. Immer wieder dreht er sie, je nachdem wie hoch die Flammen des Grills schlagen. Nach einer Viertelstunde serviert er sie mit den Worten: „Sagen Sie, wie ist das letzte Spiel Sturm gegen Ried ausgegangen?“

Mitarbeit: Stefan Kraft & Yuko Takemoto
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Ravenpride
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Beitrag von Ravenpride »

Stadt Graz hat geschrieben:Ivica Osim

Bürger der Stadt Graz, verstorben am 1. Mai 2022

Gemeinderatsbeschluss am 25. Oktober 2001, Festsitzung am 29. November 2001


Zur Person

Bild
Ivica Osim wurde am 6. Mai 1941 in Sarajevo geboren. Im Alter von 14 Jahren kam Osim zum Fußballverein der bosnischen Hauptstadt, der allen Sportbegeisterten besonders am Herzen lag, nämlich dem NK-Zeljeznicar. Die Sportbegeisterung von Ivica erbte er von seinem Vater Michail. Nach Absolvierung des Gymnasiums, an dem er 1959 maturierte, inskribierte er an der Universität Sarajevo Mathematik und Physik. Als Nachhilfelehrer für diese Fächer ist es ihm gelungen, seinen Schülern die naturwissenschaftlichen Unterrichtsgegenstände näher zu bringen. Seine große Fußballkariere begann für Ivica Osim 1961 bei Zeljeznicar, als ihn Trainer Vlatko Konjevod nach langen Jahren des Wartens auf der Ersatzbank zum Stammspieler machte. Kurz darauf wurde Osim Profifußballer und einer der Besten des damaligen jugoslawischen Spitzenfußballs. Als weitere große Karriereschritte folgten von 1961 bis 1970 die Position des Stürmers und Mittelfeldregisseurs sowie des Kapitäns bei Zeljeznicar Sarajevo. Als Legionär in Frankreich spielte er von 1970 bis 1972 bei Racing Straßburg; von 1972 bis 1975 bei Sedan sowie von 1975 bis 1976 bei Valenciennes. 1976 kehrte er wieder nach Straßburg zurück, wobei er Teamkollege von Heinz Schilcher wurde.

Als einer der besten Fußballer seiner Ära bestritt er 450 Erstligaspiele für Zeljeznicar und erzielte dabei 75 Tore. In der Zeit von 1964 bis 1969 war er Fixstarter im jugoslawischen Nationalteam, für das er acht Tore schoss. 1968 erreichte dann Jugoslawien, auch beflügelt durch Osims Kampfgeist, bei der Europameisterschaft in Italien den zweiten Platz. Aber nicht nur als Fußballer sondern auch als Trainer gelang es Ivan Osim zur Weltspitze vorzustoßen. Von 1978 bis 1986 führte er seinen Stammclub Zeljeznicar zum Pokalsieg, war jugoslawischer Vizemeister und gelangte 1985 in UEFA-Pokal-Semifinale. Von 1986 bis 1992 war er legendärer Teamchef der jugoslawischen Fußballmannschaft und war gleichzeitig von 1991 bis 1992 Trainer des Spitzenclubs Partizan Belgrad. Bevor er 1974 zum SK Sturm gelangte, war er Trainer bei Panathinaikos-Athen. Mit dieser Mannschaft wurde er Cupsieger der Jahre 1993 und 1994 sowie griechischer Vizemeister 1993.

Der Grazer Fußballclub SK Sturm verdankt seine großartigen Ergebnisse in einem hohen Maße seinem Trainer Ivica Osim. Die Meistertitel 1998 und 1999, sowie der Platz des Vizemeister 1995,1996 und 2000 tragen eindeutig die Handschrift eines Trainers, der seinen jungen Sportlern nicht selten väterlicher Freund, immer aber menschliches Vorbild war. Die dreimalige Qualifikation für die Championsleague machten den Fußballverein aus der steirischen Landeshauptstadt auch in Europa bekannt und geachtet. Alle diese Erfolge sind mit dem Wirken von Ivica Osim in einem hohen Maße verbunden. Im Jänner 2009 wurde Ivica Osim in der Helmut-List-Halle bei der Feier des SK Sturm Graz zum 100-jährigen Bestehen zum Trainer des Jahrhunderts gewählt.

Erfolge, die ihn freuten, die ihn aber zugleich immer bescheiden bleiben ließen. Die andere Lebensseite von Ivica Osim betrifft sein Denken und sein klares Bekenntnis zum friedlichen Miteinanderleben der Menschen, sein Eintreten gegen Gewalt und Krieg und für eine internationale Besinnung der Menschen. Als Vorkämpfer für Frieden und Verständigung zwischen den Volksgruppen Bosniens wurde der ungemein populäre Bürger Sarajevos zum stellvertretenden Bürgermeister von Sarajevo gewählt. Ivica Osim war und ist immer bemüht, seiner Heimat, über die der Krieg so unsägliches Leid gebracht hat, mit all seinen Möglichkeiten zu helfen. Er ist in seiner zurückhaltenden aber prinzipientreuen Art einer der eindrucksvollsten und glaubwürdigsten Botschafter seines Heimatlandes und der geschichtsträchtigen Stadt Sarajevo.
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Beitrag von Ravenpride »

The Guardian hat geschrieben:Ivica Osim: a Yugoslavian football giant who twice rejected Real Madrid

Coach who led Yugoslavia at the 1990 World Cup and whose spell with Japan was ended by a stroke has died aged 80

Bild
Ivica Osim pictured in July 2007, during his spell as Japan’s head coach.

Ivica Osim was ill, his wife Asima said. Would I mind coming to his Sarajevo flat the following day? But the following day he was little better. Go to the cafe in the square, Asima said, wait there and he would try to come down later. By that point, in all honesty, I wasn’t expecting much. But after an hour or so he shuffled slowly over, sat down and began to talk. His voice was weak, his pale eyes watery, but when we said goodbye three hours later, it was because I had to go to the airport.

That was in 2009 and Osim was still suffering the effects of the stroke two years earlier that ended his career as Japan manager. He had been watching an Arsenal game and when he came round in hospital, his first question was what the final score had been. In truth, he never really recovered and died on Sunday, five days short of his 81st birthday. But he talked, with characteristic eloquence, thoughtfulness and directness.

Yugoslavia in the 90s: the greatest team there never was?


He talked about playing for Yugoslavia when they beat England in the semi-final of the 1968 European Championship – “they were great runners. You played against Nobby Stiles, Alan Mullery, Bobby Charlton, and you thought they must be playing their twins as well, because it seemed there were such a lot of them” – and about Mullery becoming in that game the first England player sent off: “It was a big surprise, because Englishmen were famous for fair play at that time. In football, in games like that you sometimes forget yourself. Today it has gone too far as a business for fair play to matter. Even fair play is a business today.”

He talked about managing Japan: “They have covered everything with full attention, and they know everything they need, but they simply do not have that. They have an inferiority complex, and also you can’t buy tradition … there is no risk, there is no improvisation in Japan, and football can’t exist without that … On the other hand, it’s very easy to work in Japan because the discipline is very hard. But maybe that isn’t so good because it kills a coach. Inevitably you start to lose ideas and authority. You don’t want to provoke crises, but you need problems so you can create solutions. The most important thing in Japan is to make them think with their own heads, not with somebody else’s.”

He talked about commercialisation: “We are not excited by how Edin Dzeko is playing; we are waiting to see which club he will join next and what price he will be.” He talked about twice turning down the Real Madrid job and about his glory years at Sturm Graz.

And he talked, with infinite sadness, about the war. Osim was coach of Yugoslavia at the 1990 World Cup. “The team,” he said, “was far, far better than the country. It would be a fantasy to lament that generation of players, and not to talk about what happened afterwards. Lots of people were killed. The country was destroyed. Sometimes there are things that are more important than football.”

They lost on penalties to Argentina in the quarter-final, a game in which they had the better chances despite going down to 10 men after half an hour. Osim had to leave out the midfielder Srecko Katanec because his family had received death threats before the game. “I can’t persuade anybody not to think about that,” he said. “Instead of all the other things, you had to be careful about the name, about religion, about the club, about the region of the country a player’s from. You had to calculate everything. Everything is politics. Every club was politics and especially the national team was politics.”

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An image of Ivica Osim on Sarajevo city hall on Sunday after his death. Photograph: Elvis Barukcic/AFP/Getty Images



He was disillusioned, but remained romantic. “I think about what might have happened if we’d got past Argentina,” he said. “Maybe I am optimistic, but in my private illusion I wonder what might have happened if Yugoslavia had played in the semi-final or the final, what would have happened to the country. Maybe there would have been no war if we’d won the World Cup. I don’t think things would have changed in that way, but sometimes you dream about what might have happened.”

Most of all he talked about football. Osim was many things: a tall, elegant forward noted for his dribbling ability, who was loved as much in Sedan, Valenciennes and Strasbourg, where he finished his career, as he had been at Zeljeznicar in his native Sarajevo; he was a coach who could be ferociously tough with his players (and his translators, one of whom he reduced to tears during the Asian Cup in 2007 because he felt he was conveying his anger towards his players with insufficient vigour); but most of all he was part of that great generation of Yugoslavs who travelled the globe playing and coaching but want most of all to be sitting in some Balkan square over a coffee, reminiscing and arguing about the game.

He remained hugely popular in Japan, where a book of his sayings sold more than 400,000 copies and was still visited regularly by Japanese journalists. In his final years, as illness exhausted him, football was what kept Osim going, talking about it, or going to playgrounds to watch children play. It was his life. He hated much of what it had become, and yet he loved it still, for the joy it offered, and the relationships it could build between very different people. He was, first and foremost, a football man.
The sun will never reach the sky
When the eternal winter comes
There will be neither men nor gods
As the world lies under snow and ice

Eternal Winter NECROPHOBIC
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