Nun, mittlerweile traue ich mich zu, ein erstes Resümee zu imaginaerum abzugeben.
vorweg: es scheint mir, sei leid es mir persönlich selbst tut (und auch unter berücksichtigung dessen, dass das album (hoffentlich) noch wachsen wird) nicht der über-drüber-hammer geworden zu sein, den ich mir als großer nightwish-fan die ganze zeit hinweg gewunschen habe.
ich bin zum jetzigen zeitpunkt der ansicht, dass diese scheibe eher als soundtrack zu einem film (bzw. eh zu DEM film, der ja kommen wird) gesehen werden muss, als als eigenständiges symphonisches rock/metal-album. und wer weiß, vielleicht entdecke ich das album dann ja ganz neu, wenn ich den streifen gesehen habe.
diese tatsache wurde mir insbesondere erstmals beim lied "scaretale" bewusst. anette singt hier die anfänglichen stropehn erfrischend und gelungen anders, ganz sicher, um gewisse emotionen/figuren darzustellen. auch was sich sonst noch in den ruhigeren momenten tut, kann nur dem film dienlich sein. nur - der ist noch nicht draußen, und somit verpufft da einfach vieles an theatralik.
ein solches stück zB wird live imo nie funktionieren können, ebenso wenig ein "slow, love, slow". nein, ich habe kein problem, dass es stilistisch total aus dem rahmen fällt (sehr jazziges stück), aber es mutet einfach zu belanglos an. und selbst für ruhige momente isses mir einfach... zu ruhig, zu unspektakulär. jedenfalls, den fluss des albums stört es schon sehr; womöglich hätte man es einfach weiter hinten plazieren sollen, nicht jedoch schon als 4. von 13 liedern.
"song of myself" - das in 4 kapitel unterteilte kleines epos (ca. 13 Minunten lang). Nun... ich gebe zu, ich muss es noch mehrmals hören, bevor ich eine wirklich Meinung dazu abgeben kann. Aber was ich jetzt schon weiß: die letzten Minuten (Akt 4, Love) sind wie schon vorab befürchtet einfach zu zach.
Keine Frage, es muss für Tuomas ganz sicher eine Herzensangelegenheit gewesen sein, seine besten Freunde, Familienangehörigen etc. für gesprochene Passagen in dem Stück zu gewinnen (das sagt uns ja schon der Titel des Stückes

), aber als jemand Außenstehender, der das Album um der Musik willen konsumiert, läuft der Komponist bei solchen Momenten m.M.n immer Gefahr auf, den Hörer zu langweilen. Hier trifft das leider imo zu.
OK, aber mal genug der Suderei: nach dem schon erwähnten, eher schwachen "Slow, Love, Slow" reißt einen "I Want My Tears Back" förmlich raus - endlich wieder Nightwish, wie sie sein sollen: tolle Songstrukturen, einfach irre lebendig, Marko und Anette im Duett/Duell, dass es live sicherlich abgehen wird. Imo ganz sicher eine Top-Livenummer! Mein bisheriger Fave auf Imaginaerum!
Das von Hietala auf finnisch gesungene finnische Intro "Taikatalvi" ist mit seiner feinen Orchesteruntermalung auch fein anzuhören, das von der Single folgende "Storytime" wird imo wohl auch live als Opener fungieren.
"Ghost River" kann auch einiges, obschon mir Marko hier zu tief singt, was ihm imo nicht so sehr steht.
Auf "Last Ride Of The Day" trifft imo selbiges zu wie auf "I Want My Tears Back" - sehr lebendige Nummer mit dem geliebten Nightwish-Vibe.
Es zeichnet sich deutlich ab - dort, wo sich Olzon/Hietala duellieren bzw. ergänzen, geht eigentlich nur wenig schief. Auch, wenn ich der Meinung bin, dass Turunen/Hietala stimmlich besser harmonierten, aber das ist nun mal Vergangenheit.
Das finale "Imaginaerum" ist übrigens eher als rein orchestrales "Best-Of" aller möglichen klassischen Momente quer durch das Album zu verstehen. Nett, aber da hätte ich mir zum Abschluss schon noch mehr erwartet gehabt, um ehrlich zu sein!
Was für mich jetzt schon feststeht: "Imaginaerum" wird sicher nie mein absolutes Lieblings-Nightwish-Album werden. Nicht nur wegen der neuen Ausrichtung, damit habe ich kein Problem (ich finde "Dark Passion Play" toll!). Und ewig-gestrig der "Wishmaster"-Phase hinterher zu trauern bringt auch nicht, die ist nun mal nicht mehr existent (auch, wenn die Zeit mit Tarja nun mal die Beste war, daran kann nicht gerüttelt werden).
Mehr denn je aber muss das musikalische Schaffen von Tuomas eher als Sountrack-Musik verstanden werden. Und da wird auf der neuen Scheibe mehr als schnell und deutlich ersichtlich, was gut als einzelnes Stück funktioniert und was nicht. Mich würde es wirklich nicht wundern, wenn irgendwann in Zukunft der ohnehin immer geringer werdende metallische Anteil beim Komponieren über Bord geworfen wird und alles nur noch rein orchestral wird.
Zumindest als zweites künstlerisches Standbein kann ich mir das fürn Holopainen gut vorstellen, aber mit einem Stil wie jenem vom neuen Werk weiterhin verfolgend, muss er aufpassen, nicht zu viele Fans zu vergrämen.