Mein erstes Handy .. oder eine kurze Telefongeschichte
Verfasst: 24 Apr 2013, 10:06
Mein erstes Handy war ein Nokia 3110, dass ich mir damals als Lehrling gekauft habe. Der Großteil meines Freundeskreises war damals mit Piepser oder Pager unterwegs, mit was ich absolut nichts anfangen konnte. Dachte mir immer, eigentlich beschissen wenn man nur erfährt wen man zurückrufen soll, weil man dann ja noch immer zu einem Telefon greifen muss. Der Pager hat die Kommunikation ja auch noch sehr unilateral gestaltet, also wollte ich ein Handy. Nicht zuletzt, weil ich etwas Privatsphäre wollte wenn mich ein Mädel anruft, und nicht dass meine Eltern immer mithören (Das Telefon war damals im Vorzimmer, so dass jeder jedes Gesrpäch mitverfolgen konnte). Wobei man Kommunikationshistorisch ja schon fast von Glück reden muss, dass wir noch vor meiner Pubertät einen Update vom überholten Viertalanschluss zu einem Einzelanschluss bekommen haben, und uns somit den Anschluss nicht mehr mit unseren drei Nachbarn aus demselben Stockwerk teilen mussten. Dass dabei die Zählscheibe von nummerierten Druckknöpfen abgelöst wurde, sei nur ein kurz erwähntes, ästhetisches Detail am Rande. Nichtsdesto trotz litt die Privatsphäre weiterhin massiv unter dem Gerätestandort, und die Fragen meiner Mutter zu den Mädchen die da anriefen wurden mir schön langsam unangenehm peinlich und nervenaufreibend. In der Lehre war dann endlich das Geld da, mich mit einem eigenen Telefon auszurüsten. Pre-Paid gabs ja noch nicht, und so war noch die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten für den Vertrag notwendig. Dies sollte sich jedoch nicht mehr als Hindernis erweisen, und während meine Freunde nach erhaltenen Pager-Nachrichten noch eine Telefonzelle suchten, war ich ab dann mit meinem ganz eigenem, privaten Mobiltelefon ausgestattet. Am Anfang war ja noch die Überlegung: Sollte es lieber D-Netz oder gleich GSM sein? GSM hatte in den Jahren davor qualitätstechnisch ordentlich zugelegt, das stolze D-Netz Besitzer Gegenargument: "Ich will nicht jedes mal vor die Türe gehen müssen zum Telefonieren" hatte seine Gültigkeit verloren, und GSM die Vorherrschaft am Mobiltelefonmakt übernommen. Ein bisschen obskur waren meine Anfänge der Handytelefoniererei dennoch; so hat in meinem Umkreis die Mehrheit ja noch die Meinung vertreten, ein Handy wäre nur was für Angeber und Wichtigtuer, und das braucht sowieso niemand und alle waren felsenfest davon überzeugt niemals ein Handy ihr Eigen nennen zu werden. Und so war es mir anfangs in der Tat noch etwas peinlich wenn mein Handy geläutet hat, und ich, wenn ich an belebten Plätzen war, bei Anrufen schnell mal in eine Seitengasse verschwunden bin, um nicht als der große Angeber dazustehen. Vor allem war es damals sehr ungewöhnlich, dass Jugendliche mit Mobiltelefon herumliefen, aber damals hätte man mich aus techniksoziologisher Sicht durchaus noch als "early adoptor" bezeichnen können (auch was andere Technologien betraf).
Aber seis drum, mein erstes Handy war also ein Nokia 3110, für welches ich in liebevoller Handarbeit eine eigene Antenne aus 1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2; oder für den Laien: Edelstahl) gebastelt habe, und damit unfreiwiliig (die originale Antenne war kaputt) das Design noch ein bisschen aufgepeppt hatte (leider gibts keine Bilder davon ..).
Da es sich bereits eingebürgert hatte, bei neuen Verträgen oder Vertragsverlängerungen ein neues Handy bereitzustellen, wurde mein erstes Nokia von einem (mir kaum in Erinnerung gebliebenen) Siemens S10 abgelöst. Möglicherweise die Unzufriedenheit mit diesem Gerät, oder die Sehnsucht nach einem kleinen und High-End Handy hat mich dann dazu bewogen, das bisher einzige mal in meinem Leben wirklich in die Geldtasche zu greifen, bei der Neuanschaffung eines Mobiltelefons.
Und für (ich weiß es nicht mehr genau) ca. 5000-7000 Schillinge hab ich mir damals ein Nokia 8210. Ich glaube wohl, das war bis heute das beste Handy das ich je hatte. Und vor allem: trotz des vermeintlichen Fortschritts und 14 Jahre (!) nach seine Markteinführung auch das kleinste (!) Handy das ich jemals hatte. [An dieser Stelle sie der technische Fortschritt herzlich von mir gegrüßt!] Das einzige Problem mit diesem Handy war, dass nach ein paar Jahren der Akku nichts mehr hergab, und in unserer verschwenderischen Gesellschaft die Anschaffung einer neuen Batterie die Kosten eines neuen Mobiltelefons bei weitem gesprengt hat. Und so bin ich sehr günstig zu einem Siemens S45 gekommen, welches sich jedoch im Zustand völliger Trunkenheit im Q in Graz aus meiner Hosentasche verabschiedet hat, und bis heute nich mehr heimgekommen ist. Allerdings ereilte auch dem Vorgänger, dem 8210 ein ähnliches Schicksal, als es im Rahmen eines Einbruchs aus einem Regal entwendet wurde, wo es eigentlich noch für (nicht eingetretene) Notfälle als Ersatzgerät auf Lager geblieben ist.
Um einen einzigen Euro bin ich der Siemens Linie treu geblieben (man sieht: das Handy wurde auch für mich z ueinem schlichten Gebrauchsgegenstand; und telefonieren konnten sie alle!), und konnte fortan ein CX 70 mein Eigen nennen, womit ich gleichzeitig den ästhetischen Tiefpunkt meiner bisherigen Mobiltelefonkarriere erreicht hatte. Als ich dann davor war, Österreich zu verlassen, sollte das CX70 natürlich mitkommen, einzig war es so alt, dass sich ineinem Umkreis von zwei Kilometern kein Handyshop finden lies, der in der Lage gewesen wäre, das Telefon zu entsperren. Und diese Suche schloss shops in 1050, 1120, 1140 und 1060 Wien - womit es also nicht am Angebot solcher Shops gscheitert wäre. Dankenswertereweise hat mir dann eine Freundin ihr freigeschaltetes aber außer Betrieb gestelltes Samsung SGH-E720 kostenlos zur Verfügung gestellt, womit ich als alter Star-Trek Fan mit einem Communicator ausgerüstet die lange Zug- und Fährreise nach Lappland angehen konnte.
Als kürzlich meine Freundin ein Handy geschenkt bekommen hat, wurde kurzzeitig der Besitzer eines Nokia 7230. Dies allrerdings nur temporär, da ich nur wenige Wochen darauf ein Smartphone Marke Samsung geschenkt bekommen habe, und welches auch mein gegenwärtig verwendetes Gerät ist. Und es lieferte mir auch die motivation, Revue passieren zu lassen, was ich alles an Handies hatte. Denn ich bereue es mittlerweile, keines der Vorgängermodelle mehr zu haben. Denn seit ich in das Zeitalter der Smartphones eingetreten bin, brauch ich wieer zwei Geräte, wofür ich die letzten Jahre ständig nur eines hatte. Ich musste mir nämlich jetzt wieder einen Wecker besorgen, weil so smart die modernen phones auch sein mögen, aber wecken, wenn sie ausgeschaltet werden am Abend, tun sie einen nämlich nicht! Und das war für mich, neben der Möglichkeit zu telefonieren und Textnachrichte nzu schreiben, bis dato auch das einzige was ich von einem Telefon gebraucht und erwartet habe. Und natürlich dass der Akku haltet, aber damit fang ich jetzt erst gar nicht bei Smartphones ...