Der grobe Herr des Atheismus

Quassel, Quatsch und Diskurs abseits der Musik
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

Der Missionar des Atheismus
Vor 30 Jahren erschien \"Das egoistische Gen\" von Richard Dawkins - mit seinem neuen Bestseller \"The God Delusion\" hat der streitbare Evolutionsbiologe noch mehr vor
Wien - \"Du musst Richards Das egoistische Gen unbedingt lesen.\" Diese knappe, aber eindringliche Buchempfehlung erreichte Konrad Lorenz, den österreichischen Begründer der Verhaltensforschung, vor ziemlich genau 30 Jahren. Verfasst hat sie Niko Tinbergen, Lorenz\' engster Freund, der 1973 gemeinsam mit diesem und Karl Frisch den Medizinnobelpreis erhalten hatte.


Das Buch sei außerordentlich gut geschrieben und als ganzes brillant, meinte Tinbergen weiter. Sein Buchtipp enthielt aber auch eine indirekte Warnung: \"Ich habe Dawkins gesagt, dass er dir gegenüber zu hart war und dass du viel mehr über Darwinismus weißt, als er denkt.\" Dieser Hinweis war nur allzu berechtigt, denn der damals 35-Jährige hatte sich vorgenommen, die bisherige Verhaltensforschung und damit auch einen Teil des Lebenswerks von Lorenz über den Haufen zu werfen.

Der smarte Brite nahm sich dabei klein Blatt vor den Mund: Verhaltensforscher wie Lorenz \"irrten sich, weil sie nicht richtig verstanden haben, wie die Evolution funktioniert\", schrieb Dawkins einleitend. Lorenz und Co waren davon ausgegangen, dass sich Verhaltensweisen evolutionär durchsetzen, wenn sie der Arterhaltung dienen. Damit konnte man einiges erklären, aber nicht alles. Zum Beispiel, warum ein Löwenmännchen, das ein Rudel neu übernimmt, zuerst einmal alle Jungtiere tötet, die von seinem Vorgänger stammen.

Individueller Vorteil

Dawkins konnte darauf eine Antwort geben: Das Wesentliche bei der Evolution sei nicht der Vorteil für die Art, sondern für das Individuum. Doch das war nur die eine Seite seiner Argumentation. Gemeinsam mit anderen Soziobiologen wie Edward O. Wilson oder Maynard Smith erklärte er auch, wie wichtig Kooperationen und Altruismus bei der Durchsetzung der eigenen Gene sind.

Das glänzend geschriebene Werk, das als eines der besten wissenschaftlichen Sachbücher überhaupt gilt, verfehlte seine Wirkung nicht. Es trug wesentlich dazu bei, dass sich sowohl bei den Fachkollegen wie auch bei der interessierten Öffentlichkeit die Vorstellungen über Evolution nachhaltig veränderten. Bis heute wurde es in 27 Sprachen übersetzt (eine deutsche Jubiläumsausgabe erschien kürzlich bei Spektrum) und hält bei einer Gesamtauflage von weit mehr als einer Million Exemplaren.

Dreißig Jahre und acht Bücher später ist der streitbare Neodarwinist einer der einflussreichsten Intellektuellen weltweit. Seit 1995 hat er den eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl für Public Understanding of Science an der Universität Oxford inne. Dawkins ist seitdem von den Lehrverpflichtungen befreit und widmet sich ganz seiner Mission: eine radikaldarwinistische Version der Evolutionstheorie zu predigen.

Chef der Atheisten

\"The God Delusion\", also \"Der Gotteswahn\" heißt sein neuestes Buch, das im Herbst auf Englisch erschien, seitdem auf allen Bestsellerlisten ganz oben zu finden ist und heftige Diskussionen ausgelöst hat. Dawkins hat sich damit endgültig zur Speerspitze der \"Neuen Atheisten\" gemacht, einer Bewegung von Wissenschaftern, die nicht nur die \"Intelligent-Design-Bewegung\", sondern gleich jede Form von Religion abschaffen möchte.

Wie ernst es Dawkins damit ist, zeigt sich auch daran, dass er zu diesem Zweck eigens eine Stiftung gegründet hat, die mit den Einnahmen aus seinen Büchern finanziert wird. Und er nützt auf seiner Homepage alle Mittel der Mitarbeit, die das Web 2.0 so bietet. Denn als Evolutionsbiologe weiß er, dass sich nicht nur Gene, sondern auch Ideen - die er im Übrigen Meme nennt - durch Kooperationen und Altruismus durchsetzen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. 1. 2007)
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cool wieder mal neues von Richard Dawkins. Kann wirklich wärmstens empfehlen, ein paar seiner Bücher zu lesen. Ist fast essentiell. Hoffe schnellstens auf eine deutsche Übersetzung. Seine Bücher sind schon auf deutsch eine ziemliche Herausforderung, wenn man intensiv denkend liest.

:)


hier noch 2 links:

[url=http://www.taz.de/pt/2006/12/27/a0156.1/textugf]http://www.taz.de/pt/2006/12/27/a0156.1/text[/urlugf]


[url=http://www.misik.at/texte-fur-profil/ba ... ion.phpugf]http://www.misik.at/texte-fur-profil/bad-religion.php[/urlugf]

[url=http://richarddawkins.net/homeugf]http://richarddawkins.net/home[/urlugf]
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

ein kurzes review des neuen buches auf amazon.de von Michael Dienstbier:


\"I am attacking God, all Gods, anything and everything supernatural, wherever and whenever they have been or will be invented\" (36).

Der Kampf der Kulturen steht nicht unmittelbar bevor, er ist bereits voll im Gange! Dabei kämpfen nicht primär Christen gegen Moslems oder Moslems gegen Juden. Der entscheidende Kampf um die Köpfe der kommenden Generationen wird zwischen Gläubigen und Atheisten ausgefochten werden.

In Amerika unterwandert die religiöse Rechte seit Jahrzehnten die Werte und Errungenschaften der Aufklärung und hat seit Januar 2001 ihren Mann im Weißen Haus sitzen. Der Islam hatte noch gar keine Aufklärung und ist daher in weiten Teilen nicht mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar. Doch trotzdem werden bekennende Atheisten immer noch gerne als nihilistische Zyniker dargestellt. Doch nun endlich sind in diesem Jahr drei Darstellungen erschienen, die dem Atheismus ein Gesicht geben und ihn als echte Alternative zum Glauben präsentieren. Nach Daniel Dennetts \"Breaking the Spell\" und Sam Harris \"The End of Faith\", widmet sich nun Richard Dawkins, einer der weltweit bedeutensten Intellektuellen und seit gut 30 Jahre der lautstärkste Vertreter einer Gesellschaft ohne Gott, diesem so wichtigen Thema. Der Zoologe und Evolutionsforscher, der 1976 mit dem Buch \"The Selfish Gene\" für Aufsehen sorgte, zieht in \"The God Delusion\" gewohnt polemisch gegen Gott und Glauben zu Felde. Jeder Mensch, der noch einigermaßen bei Verstand ist, wird sich fassungslos an den Kopf greifen, wenn Dawkins den fundamentalistischen Präsidentschaftsberater Pat Robertson zitiert, der AIDS als gerechte Strafe Gottes sieht und indirekt zum Mord an Schwulen und Lesben aufruft (239+290). Angst und Schrecken sollte uns alle packen, wenn Dawkins die im Alten und Neuen Testament niedergeschriebenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufführt und gleichzeitig nachweist, dass die Zahl derjenigen, die für eine wörtliche Auslegung der Bibel eintreten, täglich zunimmt. Nackte Wut packt jeden, der liest, wie George W. Bush, wiedergeborener Christ in Amt und Würden, damit prahlt, wie er Gnadengesuche von zum Tode verurteilten Personen ablehnt und diese dabei auch noch nachäfft (292).

Doch am Besten ist Dawkins immer noch, wenn er Religion mit allen Mitteln der Wissenschaft und Forschung attackiert und in glasklarer Argumentation nachweist, dass es keinen einzigen stichhaltigen Beweis für die Existenz Gottes oder mehrerer Götter gibt. Ein Hauptargument bildet dabei die Tatsache der Evolution: \"Evolution by natural selection produces an excellent simulacrum of design, mounting prodigious heights of complexity and elegance\" (79). Und der Vorteil bei der Sache ist, dass es für die Evolutionslehre Millionen von Beweise gibt, für einen \"intelligent designer\" keinen Einzigen.

Höhepunkte der Darstellung sind Kapitel 5 und 6 (\"The roots of religion\" und \"The roots of morality: why are we good?\"), in denen Dawkins zuerst den Ursprung von Religion untersucht. Seiner Meinung nach ist der Glaube ein Nebenprodukt (\"by-product\") der Eigenschaft von Kindern, Erwachsenen absolut zu vertrauen. Dies hat auch seinen guten evolutionären Grund, da Kinder so vor vielen Gefahren geschützt werden können. Doch kann ein Kind nicht zwischen sinnvollen (\"Geh nicht bei rot über die Straße\") und unsinnigen Hinweisen (\"Wenn du nicht brav bist, kommst du in die Hölle\") unterscheiden.

Kapitel 6 räumt mit dem selbst unter Ungläubigen immer noch weit verbreiteten Irrtum auf, dass Menschen moralische Mastäbe aus ihrer Religion beziehen. Nach einigen Beispielen, die zeigen, dass die Schriften der Weltreligionen denkbar schlecht geeignet sind, um ein friedliches Zusammenleben der Menschen zu gewährleisten, argumentiert Dawkins, dass sich Moral evolutionär entwickelt hat. Die Goldene Regel (Was du nicht willst, das man dir tut...) habe sich vor allem aus dem Prinzip Eigennutz durchgesetzt, denn nur wer nett zu anderen ist (platt formuliert), erhöhte auch seine eigenen Überlebenschancen.

In Kapitel 9 (\"Childhood, abuse and the escape from religion\") wird deutlich, welchen schädlichen Einfluss die Mythen der Religionen auf Kinder haben können. Viele Betroffene, die hier zu Wort kommen, berichten von langjährigen Panikattacken und anderen Angstzuständen, die ihnen zum Beispiel die plastischen Höllendarstellungen bereitet haben.

Zusammenfassend stellt Dawkins fest, dass das gefährlichste an allen Religionen sei, dass der absolute Glaube an etwas, wofür es keine Beweise gibt, als etwas positives und erstrebenswertes dargestellt wird. Diese Einstellung sei nicht nur Fundamentalisten sondern allen glaubenden Menschen gemein. Um auf die Gefahr dieser Tatsache hinzuweisen, greift Dawkins zu harten (rethorischen) Mitteln. Er wird daher von seinen Gegnern als extrem aggressiv und gegenüber Religionen feindlich gesinnt kritisiert. Nun, das stimmt auch, aber seine Aggressivität begründet Dawkins auch in bestechender Manier. Es gibt wohl keinen anderen, der auf einem so hohen Niveau so brillant und für jeden verständlich einen Gedankengang zu Papier bringen kann. Daher bleibt zu hoffe, dass vor allem Menschen \"The God Delusion\" in die Hand nehmen werden, die nicht eh schon die Meinung des Autors teilen. Diejenigen, die für ihren Glauben zum Äußersten zu gehen bereit sind, werden dieses Buch aber wohl eher nicht lesen. Denn wie schon Bertrand Russell so passend bemerkte: \"Many people would sooner die than think. In fact they do\" (306).
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

ein schöner eintrag im standard-forum:
Es ist an der Zeit, Menschen die \"glauben\" als das zu bezeichnen, was sie im pathologischen Sinn sind: geisteskrank.
Ohne falsche Scham, ohne Pietät oder Zurückhaltung.

Menschen, die \"glauben\" von Aliens entführt worden zu sein, werden psychologisch untersucht - gleiches muß endlich auch mit Menschen passieren, die \"glauben\" es gäbe ein höheres Wesen, welches unserem Dasein einen Sinn verleiht.

Wenn sie einen Sinn suchen, sehen sie sich um auf diesem Planeten. Es gibt Millionen Möglichkeiten sich sinnvoll zu beschäftigen. Konzentrieren sie sich auf die Menschen, auf das Hier und Jetzt und jede Religion wird obsolet.
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

Gottglaube ist irrational, aber aufgrund falsch verstandener Toleranz handele es sich dabei um die einzige Art Nonsens, von dem es als anstößig gilt, ihn als solchen zu bezeichnen.
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

http://podcast.wfmu.org/SE/se070115.mp3

hier kann man ihm ein wenig zuhören bei einer radiosendung
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TheStranger
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Beitrag von TheStranger »

bissl einseitige diskussion? *bussiaufsbauchi*
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

einseitig? weshalb?
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mauergecko
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Beitrag von mauergecko »

weil wenn nur eine Seite von so einer Geschichte betrachtet wird man das für gewöhnlich als einseitig benennt
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

da ist nichts einseitig.
da sind schon längst alle Seiten beleuchtet.

Bitte mal Dawkins lesen, bevor man hier irgendwem Einseitigkeit vorwirft.
Kreationisten leugnen nunmal Tatsachen.

Dass Dawkins einseitig argumentiert lass ich niemals gelten!
Da sind schon so dermassen viele Überlegungen dagewesen und dermassen vieles
wurde schon längst zerstreut und zerlegt bewiesenermassen.

ich kanns aber keinem reindrücken, der sich mit der Sache wohl zu wenig beschäftigt hat.

Ich würde nur tunlichst alle Menschen dieser Welt bitten, sich damit zu beschäftigen und endlich ihr scheinbar nicht funktionierendes Hirn einzuschalten.


will hier mich auch net streiten mit Leuten, die womöglich sich nicht beschäftigt haben mit der wichtigsten Thematik aller zeiten.


will nur Links reinposten, damit Leute das selber machen, sie werden eh selbst draufkommen, die das tun und saufroh sein nachher
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mauergecko
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Beitrag von mauergecko »

ich weiß nicht die ganze themaitk obs gott gibt oder nicht ist mir derzeit eigentlich ziemlich wurscht, wäre für mcih derzeit reine Zeitverschwendung, ich weiß das Religion selten was gutes hervorbringt vor allem politisch betrachtet und des reicht mir.
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

Für mich ists die wichtigste Diskussion überhaupt. Nichts in meinem Leben ist mir wichtiger, weil ich solch Wahnsinn einfach nicht ertragen kann.

für dich halt net so wichtig.
gut so
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mauergecko
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Beitrag von mauergecko »

naja schau für mich ist derzeit (vor allem weils auch mit Diplomarbeit zusammenhängt) halt der fortbestand eines halbwegs erträglichen Erdklimas interessant. Wer da was dafür tut und aus welchen Gründen ist uninteressant, das kann der papst sein oder irgendein mullah oder der Atheist von nebenan. Von mir aus kann jeder glauben was er will solang er andere damit in Ruhe läßt.
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

grundsätzlich schon, aber ich lass auch keinen Nazi in Ruhe, auch wenn er andere in Ruhe lässt.


aber deine Klimasache ist auch eine Thematik, die uns betrifft, klar.
hast da nicht mal einen Thread angefangen bezüglich dieses Themas?
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mauergecko
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Beitrag von mauergecko »

ja im Prinzip hast eh recht aber mir sind halt Leut die an Religion glauben generell eher egal, bin froh wenn ich mit denen nichts am Hut hab, genausowenig mit Nazis. Die meisten Leute beharren sowieso auf ihrer Meinung auch wenn man ihnen 1000 Gründe nennt warum diese stupide ist.
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