Regisseur Bernardo Bertolucci gestorben

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Ravenpride
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Regisseur Bernardo Bertolucci gestorben

Beitrag von Ravenpride »

Kleine Zeitung hat geschrieben:Der Autor von Filmen wie "Der letzte Tango in Paris" und "Der letzte Kaiser" war schon seit mehreren Jahren krank und saß wegen einer misslungenen Bandscheiben-Operation im Rollstuhl.
Der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci ist im Alter von 77 Jahren in Rom gestorben. Dies berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Montag. Der Autor von Filmen wie "Der letzte Tango in Paris" und "Der letzte Kaiser" war schon seit mehreren Jahren krank und saß wegen einer misslungenen Bandscheiben-Operation im Rollstuhl.

Der erste große Wurf gelang ihm 1972 mit "Der letzte Tango in Paris". Ein amerikanischer Kritiker schwärmte damals, das Werk sei "der stärkste erotische Film, der je gedreht wurde". Heute mag das überholt sein, aber dennoch wurde der Streifen zum Kult - auch, nachdem er in Italien verboten und Bertolucci mit einer Bewährungsstrafe belegt wurde. Der 1940 in Parma geborene Regisseur hatte genau den Nerv der Zeit getroffen - und das libertäre Lebensgefühl der damaligen Generation lüstern auf Leinwand gebannt.
Ein Rückblick: Ein mittelalter Amerikaner (Marlon Brando) streunt durch Paris und trifft dabei eine junge Französin, gespielt von der blutjungen Maria Schneider. Von da an dreht sich alles praktisch nur noch um Sex. Legendär sind die freizügigen Szenen auf dem Fußboden eines leeren Pariser Appartements. Für Maria Schneider war der Ruf, den ihr der "letzte Tango" einbrachte, jedoch mehr Fluch als Segen. Sie litt später unter Alkohol- und Drogenproblemen, starb 2011 mit nur 58 Jahren. Bertolucci meinte: "Sie war tatsächlich zu jung, um den gewaltigen und unvorhersehbaren Erfolg ertragen zu können."

Zeit ihres Lebens wurde Maria Schneider mit dieser Filmszene in Verbindung gebracht, was erst viele Jahre später an das Licht der Öffentlichkeit gelangte war, dass die Vergewaltigungsszene ohne das Einverständnis der Schauspielerin gedreht wurde. Regisseur Bertolucci und Schauspieler Marlon Brando haben die damals 19-Jährige nicht darüber informiert. Die Verzweiflung der jungen Frau ist also nicht gespielt.

Dem Regisseur brachte das Werk hingegen eine Oscar-Nominierung und zahlreiche Preise ein, und zudem das nötige Geld für eines seiner wohl ehrgeizigsten Projekte: Den Film "1900", ein fünfeinhalb Stunden langes Epos über die italienischen Bauern- und Klassenkämpfe Anfang des Jahrhunderts. Trotz einer Traumbesetzung mit Stars wie Burt Lancaster, Donald Sutherland, Robert de Niro und Gerard Depardieu wurde dieser äußerst politische Film des erklärten Kommunisten Bertolucci wohl auch wegen seiner Länge kein Blockbuster.

Seinen größten Erfolg feierte Bertolucci 1987. Der Film "Der letzte Kaiser" ging mit neun Oscars und vier Golden Globes in die Kinogeschichte ein. In dem Epos geht es um das Leben des letzten chinesischen Imperators, der bereits als Dreijähriger an die Macht kam, von den Untertanen als Gott verehrt wurde und "wie ein Gefangener seiner eigenen Macht lebte". Das Besondere: Bertolucci durfte als erster westlicher Regisseur an Originalschauplätzen in Peking drehen.
Bertoluccis zweiter Versuch mit fernöstlicher Thematik endete hingegen eher als Flop. "Little Buddha" (1993), die Geschichte über die vermeintliche Reinkarnation des Religionsstifters, eröffnete zwar 1994 die Berlinale, aber die hohen Erwartungen enttäuschte er. Auch "Gefühl und Verführung" (Stealing Beauty) aus dem Jahr 1996 über die erste Liebeserfahrung einer jungen Amerikanerin auf einem Landsitz in der Toskana fiel trotz der bezaubernden Liv Tyler bei der Kritik durch. "Ein Altmänner-Film, ein schwelgerisches Stück Kino über die Nostalgie seines Urhebers", schrieb die "Süddeutsche Zeitung".

Die Goldene Palme des Filmfestivals in Cannes und der Goldene Löwe der Filmfestspiele in Venedig zählen zu Bertoluccis Auszeichnungen. "Die italienische Kultur erlebt einen Trauertag. Wir verlieren einen großen Meister des italienischen Films, einen Giganten des 20. Jahrhunderts", kommentierte Ex-Kulturminister Dario Franceschini.

Der Ex-Minister würdigte das Engagement und den gesellschaftspolitischen Einsatz Bertoluccis, der sich unter anderem für ein neues Gesetz zur Filmförderung in Italien eingesetzt hatte. Seit Jahren führte der Regisseur zudem eine Kampagne für die Rechte von Behinderten. Der Filmemacher, der seit einer misslungener Bandscheibenoperation im Rollstuhl saß, hatte 2014 einen Kurzfilm gedreht, um gegen Barrieren für Behinderte in Rom zu protestieren. Seinen Rollstuhl nannte er scherzhaft seinen "elektrischen Stuhl".
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