1927–2020
Juliette Greco ist tot
Die französische Chansonlegende und Schauspielerin Juliette Greco ist tot. Sie sei am Mittwoch im Alter von 93 Jahren zu Hause im Kreis ihrer Familie gestorben, teilte diese der Nachrichtenagentur AFP mit. Greco wurde in den 50er und 60er Jahren mit Chansons wie „L’accordeon“, „La Javanaise“ und „Deshabillez-moi“ weltberühmt.
Mit Greco ist nach Edith Piaf und Barbara die letzte große Chansonnette Frankreichs von der Bühne gegangen. Bis ins hohe Alter trat Greco noch auf. „Ihr Leben war außergewöhnlich“, hieß es in der Erklärung der Familie von ihrem Wohnort Ramatuelle in Südfrankreich in der Nähe von Saint-Tropez aus. „Mit 89 Jahren brachte sie immer noch französische Musik zum Glänzen.“
In den letzten Jahren häuften sich in französischen Medien allerdings Meldungen, wonach sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert habe. So erlitt Greco mit 89 einen Schlaganfall und zog sich von der Bühne zurück. „Das fehlt mir fürchterlich“, erklärte sie noch im Sommer in einem Interview. „Mein Lebenszweck ist das Singen.“ „Eine sehr große Dame verlässt uns“, erklärte der Produzent ihrer letzten Tournee, Alexandre Baud.
Ihre erste Bühnenerfahrung sammelte die Diva bereits in ihrer Kindheit bei Talentwettbewerben. Ende der 1940er Jahre feierte sie ihre ersten großen Erfolge, ihre Interpretationen von „Si tu t’imagines“ oder „L’Eternel feminin“ wurden zu Hits.
Liebling der Schriftsteller
Greco interpretierte fast ausschließlich Lieder, die von anderen geschrieben wurden, etwa Jacques Brel und Serge Gainsbourg. Zu den Fans und Textern für Greco gehörten aber auch Jean-Paul Sartre – der sie in der Pariser Bar Le Tabou, einem legendären Treffpunkt der Existenzialisten, entdeckt haben soll – und der jung verstorbene Literaturnobelpreisträger Albert Camus.
Greco wurde am 7. Februar 1927 im französischen Montpellier geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie größtenteils bei der Großmutter und in einem Kloster, denn ihren Vater kannte sie kaum. Grecos Kindheit und Jugend waren geprägt vom schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter und den Schrecken während der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht.
Ihre Mutter habe ihr gesagt, sie habe sie „am Straßenrand aufgelesen“ oder sie sei „die Frucht einer Vergewaltigung“, erzählte Greco in Interviews. Im Alter von 16 Jahren musste sie sich alleine in Paris durchschlagen, als ihre in der Widerstandsbewegung tätige Mutter ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht wurde. Auch ihre Schwester wurde Opfer der Gestapo. Greco selbst wurde ebenfalls kurzzeitig festgenommen. Dennoch trat sie als eine der ersten französischen Sängerinnen 1959 im Nachkriegsdeutschland auf.
Zahlreiche Beziehungen
Auch im Alter galt die Sängerin als Stilikone. Ihre blasse Haut, die dunkel geschminkten Augen passend zur tiefen Stimme, der Pagenkopf und die schwarze Kleidung waren stets auch auf der Bühne ihr Markenzeichen. Die „Muse von Saint-Germain-des-Pres“ und „Lady in Black“ wurde die zierliche Diva deshalb auch gerne genannt.
Greco, die auch als Schauspielerin Erfolge feierte, war mehrmals verheiratet, unter anderem mit dem französischen Schauspieler Michel Piccoli („Das große Fressen“). Mit dem Schauspieler Philippe Lemaire hatte sie eine Tochter, die schon 2016 starb. Zu ihren weiteren zahlreichen Liebschaften gehörten der Trompeter und Jazzvorreiter Miles Davis, aber auch Frauen, wie Greco in Interviews bekannte. Im Jahr 1988 heiratete sie den Pianisten Gerard Jouannest, ihren langjährigen musikalischen Begleiter.
Ihre Abschiedstournee „Merci“ hatte sie gut vorbereitet. Mit einer Tournee, die sie 2015 begann, bedankte sie sich bei ihren treuen Fans. Man müsse wissen, wann der Zeitpunkt gekommen sei, aufzuhören, sagte sie. Sie singe seit 65 Jahren, das sei ein langes Arbeitsleben.
red, ORF.at/Agenturen
Quelle: https://orf.at/stories/3182555/
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