

An image of Ivica Osim on Sarajevo city hall on Sunday after his death. Photograph: Elvis Barukcic/AFP/Getty Images
Kakav znak zahvalnosti! Odlično Sarajevo!
Barrons hat geschrieben: Former Bosnia Coach Ivica Osim Dies Aged 80
ADDS Zeljeznicar, Sarajevo pay respect to Osim, Serbia coach reax
Former Bosnian footballer and coach Ivica Osim, who led the last Yugoslavia team before the country violently broke apart in the 1990s, has died Sunday aged 80, local media reported.
The Sarajevo-born Osim died in Graz, Austria, the BHRT television channel reported.
"Osim will be remembered as the legendary 'Strauss from Grbavica', a top football player and coach, but also as a great man and patriot, with unique charisma and moral qualities," the chairman of Bosnia's joint presidency, Sefik Dzaferovic, said.
Osim was dubbed 'Strauss from Grbavica' in reference to the Sarajevo neighbourhood where he grew up.
A midfielder, he started his professional career in 1959 with Zeljeznicar Sarajevo where he played for 11 years across two spells.
In 1970 he left for France where he played for Strasbourg, Sedan and Valenciennes.
Osim started his coaching career in 1978 with Zeljeznicar.
He was in charge of a superb Yugoslavia team at the 1990 World Cup in Italy, reaching the quarter-finals before losing in a penalty shootout to Diego Maradona's Argentina.
When Serb forces began bombing Sarajevo at the start of Bosnia's 1992-1995 war, Osim, barely holding back the tears, told Serb journalists that he hoped they would remember "that I come from Sarajevo".
He later coached Partizan Belgrade, Panathinaikos, Sturm Graz, JEF United and Japan.
On Sunday evening, the floodlights were turned on at the Zeljeznicar's Stadium Grbavica to pay respect to Osim as fans started to pour in.
The floodlights were to remain on for a symbolic 81 minutes, as Osim was to turn 81 on Friday.
Also, a giant picture of Osim was projected onto the Sarajevo city hall.
Serbia coach Dragan Stojkovic, who played for Yugoslavia under Osim, including at the 1990 World Cup, praised him as a "football strategist who had great intuition".
"Osim was one the most important football names of the former Yugoslavia and that's how he will be remembered," Stojkovic said in a statement published on the Serbian Football Federation website.
rus-ljv/jc
Oberöstereichisches Volksblatt hat geschrieben:
Sturm-Legende Ivan „Ivica“ Osim 80-jährig verstorben
Der Horizont des studierten Mathematikers und Philosophen war immer breit und doch auf ein im Schnitt 105 Meter langes und 68 Meter breites Rechteck konzentriert. Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag, hat Osim einmal gesagt, und danach lebte er. Auf zwei TV-Bildschirmen schaute er auch zuletzt noch zeitgleich Fußball-Matches, obwohl er die fortschreitende Kommerzialisierung zutiefst bedauerte. „Der heutige Fußball ist FIFA und Real Madrid. Alles geht ums Geld. Schade.“
Erfolg bedeutete für Osim stets mehr als die Anzahl der Trophäen im Schrank. „Nur mutige Mannschaften schreiben Geschichte. Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben als der Gegner und etwas zu probieren.“ Angeleitet vom Offensiv-Apostel glänzte Sturm mit mutigem Kombinationsfußball, Prunkstück der Mannschaft war das „magische Dreieck“ mit Ivica Vastic, Mario Haas und Hannes Reinmayr, das von Osim alle Freiheiten erhielt und dies in der Hoch-Zeit Ende der 1990er-Jahre mit spektakulären Partien am laufenden Band dankte.
Dem Meister des Understatements kam selbst in vermeintlich großen Glücksmomenten bestenfalls ein verschmitztes Grinsen aus. Auch damit war es zumeist vorbei, sobald sich Hannes Kartnig näherte, um seinen Trainer kameragerecht abzubusseln. Mit dem damaligen Club-Präsident verband Osim eine Art Hass-Liebe, eine stürmische Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen, die 2002 endgültig zerbrach: Immer harscher ausfallende öffentliche Kritik von Kartnig veranlasste Osim, das Traineramt nach acht Jahren aufzugeben – es folgte eine Klage wegen Mobbings, Osim bekam schließlich 173.822 Euro zugesprochen. Das Geld spendete er für wohltätige Zwecke.
Seine Trainerkarriere setzte Osim von 2002 bis 2006 beim japanischen Club JEF United fort. Auch dort traf er auf eine erfolglose Truppe, die er zum Cupsieger machte. Die Asiaten vertrauten dem Gelehrten nur allzu gern 2006 den Teamchef-Posten an, doch kurz darauf ereilte ihn der Schlaganfall. Osim sollte seiner Heimat trotz allem noch einmal einen wertvollen Dienst erweisen. Als Chef eines „Normalisierungs-Komitees“ gelang Osim 2011 die Aufhebung der internationalen Sperre des bosnischen Verbandes, drei Jahre später nahm das Land an der WM teil.
Dank seiner fußballerischen Fähigkeiten hatte sich Osim früh einen Namen gemacht. Er brillierte als technisch beschlagener Kicker bei Zeljeznicar Sarajevo, dem Eisenbahnerclub, und wurde jugoslawischer Teamspieler, ehe der Wechsel nach Frankreich erfolgte. Aufgrund seiner virtuosen Spielweise, seines tänzelnden Stils, bekam er den Spitznamen „Strauß von Zeljo“ verpasst.
Wie gut Osim war, zeigt folgende Anekdote: Als 1969 der FC Santos mit Pele in Sarajevo gastierte, um gegen eine dortige Stadtauswahl zu spielen, war Osim verletzt. Als Pele davon Wind bekam, soll er gesagt haben: „Wenn Osim nicht spielt, spiele auch ich nicht.“ Osim wurde fitgespritzt und bekam nach dem 1:1 Peles Trikot. Nicht er, sondern Brasiliens Fußball-König soll Osim nach dem Trikottausch mit der Nummer 10 gefragt haben.
Er hat den Fußball um die Jahrtausendwende mit Bescheidenheit und Intellekt geprägt. Ivan „Ivica“ Osim war einer der erfolgreichsten Trainer, die jemals in Österreich arbeiteten und dennoch mehr als das – seine philosophische Herangehensweise an den populärsten Sport der Welt und das ständige Ringen um Frieden in seiner Heimat brachten ihm den Ruf eines Fußball-Weisen ein, der weit über den Tellerrand hinausblickte. Am 1. Mai ist Osim im Alter von 80 Jahren verstorben.
Dem SK Sturm öffnete der traurige „Strauß von Zeljo“ neue Welten. Der Bosnier schenkte den Grazern den ersten Meistertitel (1998), dessen erfolgreiche Verteidigung (1999), drei Cupsiege (1996, 1997, 1999) und drei rauschende Teilnahmen an der Champions League (1998, 1999, 2000), die in Österreich lange unerreicht waren.
Graz ist, wie Osim immer betont hat, für ihn „zweite Heimat“ geworden. Sein Haus im Stadtteil St. Peter hatte Sturms Jahrhunderttrainer schon länger kaum verlassen. Von einem Schlaganfall im Alter von 66 Jahren – beim Fußballschauen vor dem Fernseher – hat sich vor allem sein Körper nie mehr ganz erholt. Doch bis vor einigen Tagen ging es Osim den Umständen entsprechend gut, „sein“ geliebtes Achterl steirischen Muskateller hat er bis zu seinem Tod nach dem Signieren von Fan-Utensilien getrunken.
Dementsprechend überraschend kam die Trauermeldung – auch für die schwarz-weiße Entourage, die trotz Regen auf den Grazer Hausberg Schöckl gepilgert war, um Sturms Geburtstag und den Status als Vizemeister zu feiern. Dann vermeldete Club-Präsident Christian Jauk Osims Tod mit Tränen in den Augen. „Wenn wir gemeinsam trauern, macht es die Sache leichter.“ Der Größte von Sturm sei gegangen. „Er war eine Persönlichkeit, nicht nur im Fußball und im Sport, sondern weit darüber hinaus. Die Sturm-Familie trauert, wird zusammenhalten und ihn gebührend ehren.“
Dass Osim just am 1. Mai, dem Gründungsdatum seines Herzensclubs, verstarb, wird eine weitere schwarz-weiße Anekdote werden. Er schenkte den Grazern unzählige Bonmots, darunter die für viele Fans schönste: „Sturm deckt alles, was schwarz ist in meinem Leben, alles was weiß ist auch.“
Der Horizont des studierten Mathematikers und Philosophen war immer breit und doch auf ein im Schnitt 105 Meter langes und 68 Meter breites Rechteck konzentriert. Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag, hat Osim einmal gesagt, und danach lebte er. Auf zwei TV-Bildschirmen schaute er auch zuletzt noch zeitgleich Fußball-Matches, obwohl er die fortschreitende Kommerzialisierung zutiefst bedauerte. „Der heutige Fußball ist FIFA und Real Madrid. Alles geht ums Geld. Schade.“
Erfolg bedeutete für Osim stets mehr als die Anzahl der Trophäen im Schrank. „Nur mutige Mannschaften schreiben Geschichte. Es gibt immer die Möglichkeit, etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben als der Gegner und etwas zu probieren.“ Angeleitet vom Offensiv-Apostel glänzte Sturm mit mutigem Kombinationsfußball, Prunkstück der Mannschaft war das „magische Dreieck“ mit Ivica Vastic, Mario Haas und Hannes Reinmayr, das von Osim alle Freiheiten erhielt und dies in der Hoch-Zeit Ende der 1990er-Jahre mit spektakulären Partien am laufenden Band dankte.
Dem Meister des Understatements kam selbst in vermeintlich großen Glücksmomenten bestenfalls ein verschmitztes Grinsen aus. Auch damit war es zumeist vorbei, sobald sich Hannes Kartnig näherte, um seinen Trainer kameragerecht abzubusseln. Mit dem damaligen Club-Präsident verband Osim eine Art Hass-Liebe, eine stürmische Beziehung mit vielen Höhen und Tiefen, die 2002 endgültig zerbrach: Immer harscher ausfallende öffentliche Kritik von Kartnig veranlasste Osim, das Traineramt nach acht Jahren aufzugeben – es folgte eine Klage wegen Mobbings, Osim bekam schließlich 173.822 Euro zugesprochen. Das Geld spendete er für wohltätige Zwecke.
Seine Trainerkarriere setzte Osim von 2002 bis 2006 beim japanischen Club JEF United fort. Auch dort traf er auf eine erfolglose Truppe, die er zum Cupsieger machte. Die Asiaten vertrauten dem Gelehrten nur allzu gern 2006 den Teamchef-Posten an, doch kurz darauf ereilte ihn der Schlaganfall. Osim sollte seiner Heimat trotz allem noch einmal einen wertvollen Dienst erweisen. Als Chef eines „Normalisierungs-Komitees“ gelang Osim 2011 die Aufhebung der internationalen Sperre des bosnischen Verbandes, drei Jahre später nahm das Land an der WM teil.
Dank seiner fußballerischen Fähigkeiten hatte sich Osim früh einen Namen gemacht. Er brillierte als technisch beschlagener Kicker bei Zeljeznicar Sarajevo, dem Eisenbahnerclub, und wurde jugoslawischer Teamspieler, ehe der Wechsel nach Frankreich erfolgte. Aufgrund seiner virtuosen Spielweise, seines tänzelnden Stils, bekam er den Spitznamen „Strauß von Zeljo“ verpasst.
Wie gut Osim war, zeigt folgende Anekdote: Als 1969 der FC Santos mit Pele in Sarajevo gastierte, um gegen eine dortige Stadtauswahl zu spielen, war Osim verletzt. Als Pele davon Wind bekam, soll er gesagt haben: „Wenn Osim nicht spielt, spiele auch ich nicht.“ Osim wurde fitgespritzt und bekam nach dem 1:1 Peles Trikot. Nicht er, sondern Brasiliens Fußball-König soll Osim nach dem Trikottausch mit der Nummer 10 gefragt haben.
Osim wuchs in einer atheistischen Arbeiterfamilie in Sarajevo auf und heiratete eine Muslima, mit der er drei Kinder bekam. Aber die multikulturelle Idylle in der Olympiastadt von 1984 wurde immer brüchiger. Als das ehemalige Jugoslawien im Bürgerkrieg versank, war Osim Teamchef der Nationalmannschaft, die damals mit herausragenden Kickern gespickt war. Das Land wäre 1992 als Mitfavorit zur EM gefahren, wurde aufgrund der Kriegswirren aber ausgeschlossen.
Am 23. Mai 1992, als während der Einkesselung Bomben auf seine geliebte Geburtsstadt fielen, unternahm Osim einen tieftraurigen Protest. Unter Tränen trat er auf einer Pressekonferenz in Belgrad als Teamchef zurück. „Das ist das Einzige, das ich für die Stadt tun kann, damit ihr euch auch daran erinnert, dass ich in Sarajevo geboren wurde. Und ihr wisst, was dort geschieht.“ Das Trauma des Krieges sollte Osim sein ganzes Leben lang verfolgen, den Nationalismus verstand er nie. „Ich habe damals mein Lächeln verloren“, gestand er Jahre später. Die Liebe für den Fußball blieb.
Mario Haas hat geschrieben:
SK Sturm hat geschrieben:Wir verabschieden unseren Jahrhunderttrainer am 04. Mai um 19:09 Uhr im Stadion![
SK Sturm hat geschrieben:Osim Gedenken in Liebenau
Zur Erinnerung an unseren Jahrhunderttrainer Ivan „Ivica“ Osim lädt der SK Puntigamer Sturm Graz am Mittwoch, den 04.Mai 2022 um 19:09 Uhr in die Merkur Arena ein. Ab 19:09 Uhr wird das Flutlicht die Stätte von Osims größten Erfolgen erhellen und die Sturmfamilie gemeinsam dem Menschen Ivica Osim gedenken. 81 Lebensjahre durfte er erleben, 81 Minuten lang wird das Flutlicht leuchten. Die Stadiontore öffnen am Mittwoch um 18:30 Uhr.
Kommt ins Stadion und lasst uns gemeinsam den Größten ehren, den unser Klub jemals erleben durfte!
Kronen Zeitung hat geschrieben:Abschied von Legende
Ivica Osim wird im Grazer Stadion aufgebahrt!
Die Stunde des Abschiednehmens naht: Die verstorbene Sturm-Legende Ivan „Ivica“ Osim wird im Rahmen der Gedenkfeier am Mittwoch in der Merkur Arena aufgebahrt! Im Gedenken an Osim öffnet der SK Sturm seine Stadiontore in Graz-Liebenau. Ab 19.09 Uhr (als Verweis auf Sturms Gründungsjahr 1909) wird das Flutlicht die Stätte von Osims größten Erfolgen genau 81 Minuten lang erhellen. Sturms Jahrhunderttrainer war am Sonntag wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag verstorben.
Das Triumvirat Schilcher, Osim, Kartnig schrieb Sturm-Geschichte.
(Bild: Sepp Pail)
Allerdings werden Fans nicht die Möglichkeit haben, sich direkt am Sarg persönlich von Osim zu verabschieden.
Dieser wird sich in der Nähe des Rasens befinden, für die Teilnehmer der Gedenkfeier sind Plätze auf der Tribüne vorgesehen.
Am Stadionvorplatz wird es für Fans die Gelegenheit geben, Devotionalien vor einem Bild Osims vor der Nordtribüne niederzulegen.
Ab 18 Uhr sind die Stadiontore geöffnet, Sturm-Präsident Christian Jauk, Wegbegleiter und politische Akteure werden Reden zu Ehren Osims halten.
Zu Ehren der Legende
Graz liebäugelt mit Ivica-Osim-Straße oder -Platz
Treffpunkt Ivica-Osim-Platz oder ein Spaziergang durch die Ivica-Osim-Straße - geht es nach der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr könnte das Wirklichkeit werden! Die Stadt Graz überlegt, dem legendären Fußball-Trainer des SK Sturm Graz, der am Sonntag im 81. Lebensjahr gestorben war, ein Denkmal im Straßennetz zu setzen. In der medialen Diskussion wird dabei der Stadion-Vorplatz in Liebenau ebenso wie auch der Augarten genannt.
Die Bürgermeisterin will einen etwaigen Platz- oder Straßennamen aber vorher mit der Familie und den Hinterbliebenen von Osim abklären und dann gleich am Freitag in einer Stadtsenatssitzung besprechen. „Es gilt, nichts zu überstürzen, sondern es ist unsere kollektive Aufgabe, Ideen zu sammeln und diese dann zu prüfen“, betonte sie.
Wenn es nach ihr geht, müsse es jedenfalls ein Platz oder eine Straße sein, die auch einen historischen Kontext zu Osim abbildet. Eine Möglichkeit wäre daher der Stadionplatz vor der Merkur Arena in Liebenau. Der Aufwand wäre da recht gering, weil nur zwei Adressen zu ändern wären. Andere wiederum blicken auf den Augarten, den Gründungsort des SK Sturm.
Sportstadtrat Kurt Hohensinner sprach sich eher für diese Lösung aus, weil er das Areal rund um das Stadion nicht als ideal sieht - zumal dort ja auch der GAK seine Spiele absolviert. Er hoffe auf eine „entpolitisierte“ Diskussion über alle Ideen in der Stadtregierung.
Konsens herrsche jedenfalls darüber, dass man Osim würdigen will. Bürgermeisterin Kahr bezeichnet sich übrigens als „Sturm-Freundin“ - „alles andere wäre bei mir innerfamiliär ein Problem“, so ihr scherzhafter Nachsatz. Hohensinner ist ebenfalls eher dem Sturm-Lager zugeneigt.
Bereits am Montag hatte die Sozialistische Jugend Steiermark eine Ivica-Osim-Straße für Graz gefordert. Osim habe es verdient, dass eine Straße in Graz nach ihm benannt wird. Graz müsse dieser großen Persönlichkeit ein Denkmal setzen für seine Verdienste.
„Ivica Osim war nicht nur aus sportlicher Sicht ein Vorbild für Generationen, sondern auch menschlich. Eine Straße nach ihm zu benennen ist wohl das Mindeste, was wir tun können, um ihm die verdiente Ehre zu erweisen“, so Jonathan Kaspar, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Steiermark.
Kollektiv 1909 hat geschrieben: EINER DER WICHTIGSTEN STURM-TERMINE ALLER ZEITEN
Wenn morgen ab 19:09 Uhr Ivica Osim im Rahmen einer großen Gedenkfeier ein letztes Mal in das von ihm so sehr geliebte Sturmstadion Liebenau zurückkehrt, dann ist es wohl für uns Schwoaze als Ehrensache zu betrachten, dass unser Jahrhunderttrainer diesen letzten Weg nicht alleine beschreitet. Dabei soll ihm jene Anerkennung zuteilwerden, die er sich verdient hat und die seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit zumindest in Ansätzen gerecht wird. Wir wollen noch einmal gemeinsam wiederholen, was wir dank Ivica Osim so oft erleben durften: Nämlich ein bis zum Bersten gefülltes Stadion.
Es ist außerdem die einmalige Gelegenheit, diesem besonderen Menschen „DANKE“ zu sagen. Danke für all die schönen Momente, die weit über den Sport oder Sturm Graz hinausgehen. Ivica Osim war weit mehr als „nur“ der beste Trainer, den Österreich je gesehen hat und der uns gezeigt hat, wie man mit Herz, Mut und harter Arbeit trotz bescheidener Rahmenbedingungen nach den Sternen greifen kann. Er hat uns vor allem auch menschlich wie kein Zweiter geprägt und all jene Werte vermittelt, auf denen wir heute unsere Identität aufbauen. Der Größte von Sturm ist gegangen, doch er wird niemals vergessen werden!
Zweifellos ist dies einer der wichtigsten Sturm-Termine aller Zeiten. Erweisen wir also unserem geliebten Jahrhunderttrainer die letzte Ehre und trauern gemeinsam als Sturmfamilie.
IVICA OSIM, VOLIMO TE!
P.S.: Vor dem Stadion wird es auch möglich sein, eine Kerze und andere Erinnerungsstücke zu hinterlassen.
https://www.kleinezeitung.at/sport/fuss ... n-sich-vonKleine Zeitung hat geschrieben: Die Sturm-Fans verabschieden sich von ihrem Jahrhunderttrainer
Das Flutlicht der Merkur Arena ist eingeschaltet. 81 Minuten lang ehren die Sturm-Fans den Jahrhunderttrainer Ivica Osim, der am Sonntag im 81. Lebensjahr verstorben ist.
In der Merkur Arena ist der Sarg des Jahrhunderttrainers des SK Sturm, Ivica Osim, aufgebahrt, ab 19.09 Uhr wird das Flutlicht zu Ehren des Fußballphilosophen 81 Minuten lang eingeschalten.
Seit 14 Uhr können sich Fans im Kondolenzbuch eintragen, das unter den Sektoren 9 bis 13 aufliegt. Auch der Sarg des legendären Trainers ist am Spielfeld bereits aufgebahrt.
Sturm-Präsident Christian Jauk, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Ex-Spieler Gilbert Prilasnig für die 1998er-Generation Osims sowie Benjamin Sikora für den Beirat des SK Sturm werden Reden halten. Selma Ertl, die Ehefrau von Ex-Sturm-Spieler Johnny Ertl, wird ein bosnisches Lied singen.
Nicht zu vergessen, den Champions League Gruppensieg!!Sk Sturm Graz hat geschrieben:Ivan Osim schenkte uns u.a. 207 Siege, zwei Meistertitel, drei Cupsiege und zahlreiche unvergessliche Momente.
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Kleine Zeitung hat geschrieben:Emotionale Gedenkfeier
Sturm-Fans haben Jahrhunderttrainer Ivica Osim verabschiedet
Mehrere tausend Sturm-Fans verabschiedeten Jahrhunderttrainer Ivica Osim bei einer Gedenkfeier im Liebenauer Stadion.
Nach 81 Minuten wurde das Flutlicht abgeschaltet. Dann zündeten die Fans in der Merkur-Arena bengalische Feuer, stimmten "Volimo te, Ivica Osim" (Wir lieben dich, Ivica Osim) an und die Tränen flossen.
Zuvor hatten Sturm-Präsident Christian Jauk, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Ex-Spieler Gilbert Prilasnig für die 1998er-Generation Osims sowie Benjamin Sikora für den Beirat des SK Sturm Reden gehalten. Selma Ertl, die Ehefrau von Ex-Sturm-Spieler Johnny Ertl, sang ein bosnisches Lied.
Die Ehrengäste, darunter u. a. sowohl die 1998er-Mannschaft des SK Sturm als auch die aktuelle Mannschaft der Grazer, stand am Ende der Veranstaltung Spalier. Der Sarg mit dem Leichnam von Ivica Osim wurde auf eine letzte Ehrenrunde gebracht, die Fans applaudierten, stimmten erneut "Volimo te, Ivica Osim" an.
Kronen Zeitung hat geschrieben:
„Danke für Lebenswerk“
Sturm Graz verabschiedete Ivica Osim im Stadion
Die Sturm-Familie verabschiedete sich am Mittwochabend im Liebenauer Stadion in einer berührenden Gedenkfeier von Ivica Osim. Wegbegleiter, Helden von einst und die steirische Politspitze erwiesen dem Jahrhunderttrainer die letzte Ehre.
„Sturm deckt alles, was schwarz ist in meinem Leben. Alles, was weiß ist, auch“, hatte Ivica Osim einmal gesagt. Am Mittwochabend sagte der Trainer-Messias, der den Provinzklub Sturm aus der Versenkung geholt und salonfähig gemacht hatte, der schwarz-weißen Familie für immer Lebewohl.
Zarte Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die graue Wolkendecke, mitunter weinte der Himmel, als sich die ersten Fans am Stadionvorplatz in Graz-Liebenau in die Kondolenzbücher eintrugen. Das Kerzenmeer vor Osims Bildnis wuchs beständig an.
Ungewohnte Stille im Stadion
Alle erwiesen dem großen Trainer-Philosophen, dessen Sarg am Spielfeld aufgebahrt war, die letzte Ehre. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Stellvertreter Anton Lang, die Grazer Politikriege um Bürgermeisterin Elke Kahr, die Sturm-Helden der ruhmreichen Ära, allesamt verneigten sich ein letztes Mal vor Ivan. Dort, wo der Bosnier die Fans durch seinen Fußball der Zukunft in Ekstase versetzt hatte, herrschte eine seltsame Stille.
Diese Stille hätte dem großen Schweiger vermutlich gefallen. Wenn er was sagte, dann hatte es Gewicht.
Die Welt hat schon zu viele Probleme, man muss retten, was noch zu retten ist. Es gibt so viele Kriege, aber sie sind keine Lösung. Doch alle wollen herrschen, eine Armee haben, mächtig sein. Es muss ein Stopp her, anders geht es nicht mehr weiter„, sagte der große Denker in einem der letzten Gespräche mit der “Steirerkrone".
Was ist ihm angesichts des brutalen Krieges in der Ukraine in den vergangenen Wochen wohl durch den Kopf gegangen? Wir hätten es allzu gerne gewusst.
Innig verbunden mit Heimatstadt Sarajevo
Ein Bürgerkrieg stahl ihm einst seine Heimatstadt Sarajevo, die er so innig geliebt hatte. „Als wir dort mit Sturm einmal ein Gastspiel bestritten haben, war Ivica ein anderer Mensch. Er hat drei Tage lang nur gelacht. Das war eben seine Heimat“, blickte Sturms Ehrenpräsident Hans Fedl gestern zurück.
Landeshauptmann Schützenhöfer brachte es auf den Punkt: „Er war eine Seele von Mensch, hat sein Land geliebt, bis sein Herz zerbrochen ist. Haben Sie Dank, lieber Ivica Osim, für das große menschliche und sportliche Lebenswerk.“
„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“, meinte Bertolt Brecht. Demnach ist der Jahrhunderttrainer unsterblich.
Hoffentlich findet dieser Abschaum nicht die Gedenkstätte in der Nähe seines Hauses!Im Grazer Augarten
Ivica Osim: Gedenkstätte schon zweimal verwüstet
Pietätlos und ärgerlich: Die von den Sturm-Fans errichtete Gedenkstätte für den verstorbenen Jahrhunderttrainer Ivica Osim im Grazer Augarten wurde bereits zweimal von Vandalen heimgesucht. Schals wurden gestohlen, Kerzen umgestoßen. Die zweite Gedenkstätte beim Stadion wird nun rund um die Uhr bewacht.
Die Trauer in der Sturm-Familie ist auch fünf Tage nach dem Ableben von Meistertrainer Ivica Osim groß. Emotional und berührend war der Abschied Mittwochabend im Liebenauer Stadion, die Schwarz-Weißen erwiesen ihrer großen Ikone die letzte Ehre.
Die Nachricht vom Tod Osims hat viele Sturm-Fans am 1. Mai, genau am 113. Geburtstag des Vereins, bei einer Wanderung am Grazer Hausberg Schöckl erreicht. Noch am selben Tag wurde bei der Sturm-Tafel im Augarten, jenem Ort, an dem die Wurzeln des dreifachen österreichischen Meisters liegen, eine kleine Gedenkstätte eingerichtet.
Schals gestohlen, Kerzen umgeworfen
Doch unbekannte Vandalen sorgten sowohl in der Nacht auf Mittwoch als auch in der Nacht auf Donnerstag für Verwüstung. Ein Bild von Osim wurde zerbrochen, Schals und Shirts wurden gestohlen, Kerzen umgeworfen. Die Verärgerung bei den schwarz-weißen Fans ist groß.
Bei der Polizei ist bisher keine Anzeige eingegangen, heißt es auf „Krone“-Anfrage. Der SK Sturm hat aber reagiert. Die Gedenkstelle für Osim unterhalb der Nordtribüne, wo auch ein Kondolenzbuch aufliegt, wird nun rund um die Uhr von Securitys bewacht.
Günter Kolb Sturmnetz hat geschrieben:Osims letzter Tag als Sturmtrainer
„Ich will mich nicht mehr jeden Tag schämen“
Am 14. September 2002, exakt um 17:26, ging die erfolgreichste Ära in der Sturm-Historie zu Ende:
1:3 verlor an diesem Tag der SK Sturm zuhause gegen den FC Kärnten. In den Tagen zuvor war man bereits in der Champions-League-Qualifikation am israelischen Vertreter Maccabi Haifa gescheitert, unterlag im Grazer Stadtderby mit 1:2 und hatte gegen den Aufsteiger Pasching eine blamable 1:3-Heimniederlage eingefahren.
Auch Ivica Osims letzte 90 Minuten auf der Bank werden bittere. Trotz einer 1:0-Führung durch Alain Masudi spürt man förmlich die Unsicherheit in den Köpfen der Spieler. So kommt es wie es kommen musste: Zwischen der 74. und 79. Spielminute patzt Torhüter Heinz Weber zweimal fürchterlich (zuerst spitzelt er einen harmlosen Rückpass von György Korsos genau vor die Beine von Maric, danach segelt er nach einem Eckball völlig desorientiert am Ball vorbei), weitere zwei Minuten später patzt dann auch noch der Deutsche Horst Heldt. Mit einem gellenden Pfeifkonzert der Fans wird die Mannschaft in die Kabine begleitet und es wird sogar noch heftiger, als Kartnig von der Ehrentribüne quer über das Spielfeld Richtung Stadioninneres stolziert.
Inoffiziell erklärt Ivica Osim direkt nach dem Spiel und noch in der Kabine seinen Rücktritt, stellt aber sofort klar: „Es ist nicht diese Niederlage, sondern das was in der letzten Zeit so alles passiert ist.“ Einen Tag zuvor hatte der Bosnier von Hannes Kartnigs verbalen Brachialattacken gegen seine Person in einer Sportillustrierten erfahren. Kartnig hatte dem „Sportmagazin“ schon drei Wochen zuvor – völlig frustriert nach dem Ausscheiden gegen Maccabi Haifa – ein Interview gegeben. „Osim wolle nur Ćevapčići und Ražnjići als Spieler, reine Freunderlwirtschaft“, hatte der Präsident gepoltert. Ein Generalverdacht und Frontalangriff auf die Spieler aus Ex-Jugoslawien. Also auf Ikonen wie Ivica Vastic, Tomislav Kocijan, Darko Milanic oder Ranko Popovic. „Legionäre aus dem Süden“, die allgemein in der Vereinsgeschichte des Sportklub Sturm stets Bereicherungen waren. Während Kocijan konstatiert, dass man in schwierigen Zeiten das wahre Gesicht eines Menschen erkenne, meint Osim nur lapidar: „Diese Beschuldigungen sagen mehr über den Präsidenten aus, als über mich.“
Darüber hinaus unterstellt Kartnig in diesem Rundumschlag dem Trainer, er habe keine Manieren, er grüße die Vorstandsmitglieder nicht, er sei feige wie kein Zweiter und inkonsequent. „Der Präsident kann mich persönlich beleidigen. Aber nun hat er eine ganze Nation, mein Volk, beleidigt“, sollte Osim diesen präsidialen, geistlosen Erguss später kommentieren. Zu lange hat der Sir unter den Trainern Kartnigs teils untergriffige und geschmacklose Kommentare gegen seine Person abqualifiziert. Zudem behauptete der Präsident, dass der Trainer und der Manager Heinz Schilcher „ihre Hintern nicht mehr aus Graz hinausbringen“. Tatsächlich verweigerte aber Kartnig den beiden die Zustimmung, direkt von Graz aus über Zürich nach Nikosia abzuheben. Dort wurde der Champions-League-Quali-Gegner von Sturm zwischen Happoel und dem weißrussischen Vertreter Belschyna Babrujsk ermittelt, da die UEFA damals die Durchführung internationaler Spiele in Israel verbot. Kartnig ordnete den beiden an, mit dem Auto nach Wien zu fahren und erst dort, und für die Vereinskasse kostengünstiger, abzufliegen. „Das war ihnen aber zu weit. Aber gut, alte Herren werden halt bequem mit der Zeit,“ argumentierte Kartnig. Schon seltsam: Ein paar Monate zuvor protzte Kartnig noch in einem Interview mit dem deutschen Spiegel „Heit is so schön, heit nemma den Rolls“ oder „Schade, dass ihr gerade jetzt kommts wenn mei Hai schloft“. Nun aber plötzlich reichte das Geld nicht einmal mehr für Tickets für einen Flug ab Graz-Thalerhof.
Schon viel zu lange Zeit bewies Osim Geduld, ertrug Beleidigungen, die die Schmerzgrenze zu oft überschritten. Der Trainer hatte bis zuletzt daran geglaubt, das Team wieder an die Spitze zu bringen. Und das, obwohl von den Leistungsträgern der großen Champions-League-Ära nur noch Günther Neukirchner – Mario Haas hatte sich zu Beginn dieser Saison am Kreuzband verletzt und fiel monatelang aus – übrig geblieben ist. Mit Ivica Vastic hat zudem nach der letzten Saison auch das Herz des Teams Graz in Richtung Japan verlassen. Auch nicht ganz ohne Nebengeräusche: Kartnig versuchte den Austro-Kroaten zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung zu überreden, als dieser sich aber noch Bedenkzeit erbat, polterte Kartnig auch gegen den Kapitän und sprach von „Herumgeeiere“, dass er ohnehin an einen neuem Spielmacher dran sei und dass er Vastic ohnehin nur mehr als zukünftigen Libero gebrauchen könne. Der Krug ging schon hier eben so lange zum Wasser, bis er brach.
Der längstdienende Trainer der Bundesliga ist nach Studium des Hochglanzformates und den unappetitlichen Zeilen schwer angeschlagen. Die Mehrzahl der Sturmanhänger peinlich berührt. Osim redet mit seinem Torwarttrainer und besten Freund Reftik Muftic über Kartnigs Verbalattacken und trifft die Entscheidung, Sturm zu verlassen. Die drei Gegentore binnen acht Minuten erleichtern am nächsten Tag nur seinen Abschied. Nach dem Match geht er in die Kabine und bedankt sich bei der Mannschaft. Die Truppe um Kapitän Günther Neukirchner bleibt stillschweigend zurück. „Wenn ich keine Manieren hätte, wäre ich geblieben, doch es ist Kartnig, der keine Manieren hat. Ich kann nicht mehr.“ Nach acht Jahren und drei Monaten ist der Trainer, dem Sturm – und somit auch Hannes Kartnig – so vieles zu verdanken hat, Geschichte. Er trinkt noch, wie gewohnt, in seiner Lieblingsecke im Pressebereich, ein Bier. Ausgerechnet ORF-Reporter Gerald Saubach, den Osim in der Vergangenheit so oft und so wunderbar ins Leere laufen hat lassen, ist der erste Journalist, der es wagt, Osim dort anzusprechen. Es entwickelt sich ein innerer Monolog, der allerdings in diesem Fall wortwörtlich nie beim Gegenüber ankam. Dieses Zwiegespräch bleibt vielen bis heute in Erinnerung:
SAUBACH: „Herr Osim, welche Konsequenzen erwarten Sie sich aus dieser Niederlage?“
OSIM: „Warum sind Sie da?“
SAUBACH: „Sind Sie zurückgetreten?“
OSIM (will flüchten, tänzelt, kommt aber am ORF-Mikrofon nicht vorbei und setzt sich wieder hin): „Ich sage nichts, das muss genügen…….Okay, Sie haben geholfen, Baba, ich bin zurückgetreten.“
SAUBACH (sichtlich schockiert): „Aber Sie können doch gar nichts dafür. Es waren zwei schwere Torwartfehler.“
(Danach folgt ein Satz, der die Einzigartigkeit von Osim so wunderbar veranschaulicht, seine im Vergleich zum Präsidenten völlig konträre Art exemplarisch unter Beweis stellt.)
OSIM: „Was soll das heißen? Wer hat den Torwart aufgestellt? Ich, also bin auch ich schuld.“
SAUBACH: „Ist das ihr letztes Wort? Sie hören auf?
OSIM: „Ja, aus. Ich habe keine Manieren. Hat der Präsident ja gesagt.“
SAUBACH schweigt, reagiert auch nicht auf das von Osim angebotene Bier und wird vom Bosnier daraufhin endgültig schachmatt gesetzt:
OSIM: „Sie haben ohnehin alles gesagt. Jetzt bin ich ein Niemand, wie Sie. Wir können jetzt zusammen ein Bier trinken.“
Auch in einer seiner schwersten Stunden blitzt bei Švabo noch einmal der Schelm auf. Und er hofft auf einen Konter. Dringt noch einmal seine mannigfaltige Genialität durch. Doch Saubach gesteht sich, vielleicht erstmals, seine Unterlegenheit ein und gibt w.o.. Auch zum gemeinsamen Bier wird es nicht mehr kommen.
Der Ex-Trainer verfolgt noch mit Frau Asima den Fernsehbericht und eine Osim-Nachlese der Sendung „Fußball“. Er wirkt gerührt und kämpft mit den Tränen. Danach verlässt er das Stadion, geht zu seinem Lieblingschinesen in St. Peter und lässt die wunderbaren Jahre in Graz Revue passieren. Einschlafen kann er, wie zu dieser Zeit allzu oft, trotz doppelter Aspirin-Ration nicht. Am nächsten Tag versucht Kartnig noch einmal mit Ivica Osim zu sprechen. Aber der Bosnier ist für den Präsidenten nicht mehr erreichbar. Über Muftic lässt Osim seinem ehemaligen Präsidenten ausrichten, „dass am Rücktritt nichts mehr zu ändern sei“. Sturms Jahrhunderttrainer ist bereits nach Marburg zu seinem Dentisten des Vertrauens gefahren. Osim bevorzugt an diesem Tag den Zahnarztsessel anstelle des Trainerstuhls bei Sturm. In einer elefantentränenreichen Aussendung teilt der Sturm-Präsident dies tags darauf der versammelten Presse mit. Betont dabei, dass „ohnehin unredliche Journalisten, denen ich vertraut habe, ihren Anteil daran haben, dass es so weit gekommen sei“. Aber schon im gleichen Atemzug ließ Kartnig die Reporterzunft frömmelnd wissen, dass man bereits mit Christoph Daum als möglichem Nachfolger im Gespräch sei. So weit kam es aber nie. Auch wird es nichts mit der angekündigten Verpflichtung von Alexander Manninger, der sich gerade auf Jobsuche befindet und den endgültig in Ungnade gefallenen Heinz Weber ersetzten sollte. Denn im ersten Pflichtspiel nach der Zeitrechnung-Osim, beim 2:1-Auswärtserfolg in Hütteldorf, feiert Franco Foda seine Premiere als Sturm-Trainer. Zwischen den Pfosten steht weiterhin Heinz Weber.
Jahrelang war es für Beobachter der Grazer Fußballszene verwunderlich, wie zwei so unterschiedliche Charaktere überhaupt miteinander konnten. Zwei völlig divergente Persönlichkeiten, die beide jedoch zu gleichermaßen die absolute Bedingung für das Grazer Fußballwunder waren. Auf der einen Seite der bescheidene Philosoph und Meister des Understatements, Osim, auf der anderen der Verbalprolet und im Rausche des Erfolges völlig dem Größenwahn verfallene Kartnig. Der langanhaltende Erfolg heilte so manche Wunde, doch als dann erstmals echter Sturm bei Sturm aufzog, brach das menschlich instabile Konstrukt wie ein schlecht gestapeltes Kartenhaus in sich zusammen. Für Osim waren es, wie er nach dem Abschied sagte, „sechs wunderbare Jahre und zwei nicht ganz so schöne“. Genau diese beiden letzten Jahre wird er vermutlich auch wohl gemeint haben, als er einst dozierte: „Sturm deckt alles was schwarz ist, in meinem Leben. Alles was weiß ist, auch.“
Die verbalen Entgleisungen Kartnigs hatten zudem noch ein Nachspiel. 2006 musste der damals Noch-Präsident nach letztinstanzlichen Urteil rund 350.000 Euro an Ivica Osim zahlen. Der ehemalige Coach – mittlerweile Trainer in der J-Leauge bei JEF United – gab an, dass er diesen Prozess nur angestrebt habe, um den „Beleidigungen und dem Mobbing gegenüber seiner Person entgegenzuwirken. Ich freue mich über das Urteil, damit ist meine Reputation wiederhergestellt. In Zukunft werden Herren im Fußballgeschäft mit ihren Äußerungen vorsichtiger sein. Ich habe die Schuld immer gern auf mich genommen, aber zum damaligen Zeitpunkt hat es keinen Anlass gegeben, mich als Trainer in Frage zu stellen“, erklärte Osim damals vor Gericht.
Kleine Zeitung hat geschrieben: Philosoph des Fußballs und des Lebens
Valentin Inzko würdigt die Persönlichkeit und die Verdienste der Trainerlegende Ivica Osim.
Ivica Osim lernte ich im August 1995 in Prag kennen. Ich habe damals in der österreichischen Botschaft gearbeitet, als Osim seine Mannschaft Sturm Graz zum Derby bei Slavia Prag brachte. Sie spielte gegen Stars wie Karel Poborsky oder Vladimír (S)micer und erreichte ein gutes Ergebnis, obwohl Osim erst ein Jahr in Graz war.
Nach dem Spiel fragte ich ihn, ob ich für den Posten des ersten österreichischen Nachkriegsbotschafters in Bosnien und Herzegowina kandidieren sollte. Er sprach über Sarajevo mit großer Wärme und Zuneigung, aber auch mit Traurigkeit, weil der Krieg in Bosnien noch andauerte, und er schlug vor, dass ich mich bewerben sollte.
Wir kannten uns also 27 Jahre und er hat mich nie enttäuscht. Obwohl er Mathematiker war, war er auch Psychologe und Philosoph des Fußballs und des Lebens. Er war ein äußerst weiser und emotionaler Mann, von dem wir alle viel lernen und erlernen konnten.
Er war gleichzeitig bescheiden und stolz, und vertrat auf eine ganz besondere Weise die ursprünglichen bosnischen und menschlichen Werte. Er hatte auch einen besonderen Sinn für Humor. Er war ein Beispiel für Güte und Ehrlichkeit und hat bewiesen, dass beides in der heutigen Welt möglich ist!
In Graz wurde er gut und herzlich aufgenommen. Er wurde bald zur Legende mit einer Mannschaft, die finanziell nicht mit „großen“ Vereinen mithalten konnte, aber er wurde zur Legende mit Erfolgen, die sich seither nicht wiederholten, um nur die einmaligen Erfolge in der Champions League zu nennen. Vergessen wir auch nicht seinen Beitrag zum Fußball in Bosnien und Herzegowina und die Tatsache, dass wir dort heute eine Fußballstruktur haben, die früher nicht möglich war.
Heute weiß ich es mit Sicherheit: Ich werde nie wieder einem solchen Menschen begegnen. Ich danke ihm für seine Freundschaft in diesen 27 Jahren! Möge er ruhen in Frieden!
Menschen wie Ivica Osim werden nicht jeden Tag geboren. Er war ein menschlicher Mensch! Lasst uns glücklich sein, dass wir ihn
gekannt haben. Danke, Ivica!
Valentin Inzko war Hoher Beauftragter der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina.