ABGESAGT: Taake / Horna / Angantyr - 29.3.10, Szene Wien

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Helge-Uwe
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Beitrag von Helge-Uwe »

Und wie kann man als 0815 Bewunderer der Musik zur Szene-Reinhaltung beitragen? Kann ja keiner von den halbwegs normal denkenden "Fans" was dafür, dass sich Bodensatz grad in diese Richtung ansammelt.
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dji
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Beitrag von dji »

http://wien.orf.at/stories/428554/

wir hatten das thema horna ja bei uns auch schon, schon bevor wir aufgesperrt haben, hatte mich mit denen auch nicht wirklich beschäftigt. finde die absage auch grundsätzlich in ordnung, allerdings frage ich mich bei diesem bericht, warum sich z.b. die grünen so aufführen. konsequenterweise müsste es dann auch verbote von auftritten von graf, rosenkranz, strache und konsorten im parlament geben.
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

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Helge-Uwe
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Beitrag von Helge-Uwe »

Antwort von den Grünen, Marco Schreuder auf mein e-Mail:

"es mag sein, dass ich das eine oder andere der Metal-Szene nicht verstehe, den Drang Tabus zu brechen sogar nachvollziehen kann. Allerdings verstehe ich Codes, die Juden als das Übel der Gesellschaft bezeichnen oder den Holocaust verherrlichen, sehr wohl. Auch wenn es "nur" um den Tabubruch an sich als Provokationsmittel und eventuell sogar weniger um politische Gesinnung geehn mag (was ich nicht ganz glauben kann), sehe ich hier eine Grenze, die zu ziehen ist. Das Problem, das wir aufzeigen wollen, ist vor allem, dass es sich bei der Szene Wien um eine von der Stadt Wien geförderte Einrichtung handelt bzw. eine Einrichtung der Wien Holding (Stadthalle) ist. Und da gibt es politische Verantwortung, denn hier fließen auch Steuergelder.


Niemand will der Metal-Szene das Leben schwer machen. Es wäre sogar höchst erfreulich, wenn zumindest die Metal-Szene selbst die Grenze ziehen würde. Ich habe ähnliches auch bei jamaikanischen Hass-Sängern erlebt, die in ihren Songs oft zum Mord an Lesben und Schwulen aufrufen. Die Reggae- und Dancehall-Szene, allem voran die Veranstalter und Veranstalterinnen solcher Events sind sich dieser Problematik mittlerweile bewusst, fragen mittlerweile nach und überprüfen Songtexte.


Mit freundlichen Grüßen,
Marco Schreuder"
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

ist ja ein völlig lächerliches statement, weil keine ahnung... die metalszene zieht ohnehin selbst die grenze...
Tötung
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Beitrag von Tötung »

es fließt kein steuergeld! der veranstalter zahlt die szene komplett!die förderung bekommt die szene nur bei eigen konzerte aber nicht wenn ein externer veranstalter ein konzert macht wie im fall vienna in war!!!!!!bitte hr. schreuder weiterleiten (Helge Uwe)
...
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Helge-Uwe
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Beitrag von Helge-Uwe »

ich leite gerne weiter, jedoch je mehr resonanz es von "uns" aus gibt, umso eher werden die vll. zu ner ansatzweisen einsicht zu bewegen sein. auch wenns sehr unrealistisch ist:

also ich schreib dort hin:
marco.schreuder@gruene.at
martina.wurzer@gruene.at; dialogbuero@gruene.at; presse@gruene.at; 'office@planet.tt'; 'martina@planet.tt'
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Gogge
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Beitrag von Gogge »

wolfgang hat geschrieben:Find ich insofern in Ordnung, weil es in der Metalszene im Allgemeinen und in der Black Metal Szene im Speziellen nach wie vor einen viel zu arglosen Zugang zu der Thematik gibt. Sorry, aber wer seine Szene nicht sauber hält ist selber schuld, wenn die andere Seite dann zu Überempfindlichkeit neigt. Aber Hauptsache nachher wehleidig sein!
100%ige Zustimmung! smilie_op_002
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wolfgang
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Beitrag von wolfgang »

Aamon hat geschrieben: die metalszene zieht ohnehin selbst die grenze...
Hüstelhoest. Alleine die Tatsache, dass es einen nicht unwesentlichen Prozentsatz an Leuten gibt, die gerne ihre Burzum und Graveland Shirts spazieren führen ("jo weil die Musi so geil is"), beweist hier eigentlich schon das Gegenteil.
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wolfgang
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Beitrag von wolfgang »

Helge-Uwe hat geschrieben:Und wie kann man als 0815 Bewunderer der Musik zur Szene-Reinhaltung beitragen?
Vielleicht mal damit, indem Du nicht nur überforderten Grünen Gemeinderäten eine E-Mail schreibst, sondern vielleicht auch mal Vollpfosten wie Hoest. Dann könntest Du ihm mailen, dass ein Hakenkreuz nicht auf seinen Bierbauch gehört, sondern in den Müll.
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Aamon
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Beitrag von Aamon »

naja... für mich gibt's auch andere textthemen im black metal, die ich für mindestens ebenso gefährlich und ärgerlich halte.
ist sowieso alles nur doppelmoralisch und verlogen. lese man die texte der vieler bm bands und würde man sie deuten, würde man erkennen, was da an menschenhass, hass auf sich selbst, negativem gedankengut, brutalste wortwahl, hass auf andere minderheiten, esotherik-größenwahn, zurück auf dem busch-denken, mord und todschlag, blut und ehre, heimatstolz in vielen texten drinnen ist. eine inhaltliche lösung ist da meist gar nicht möglich, wenn man das plakative element entfernt und zwischen den zeilen liest.

ich will damit nicht sämtliche texte moralisch hinterfragen, sehe aber den doppelmoralischen aspekt und dieser nervt penetrant.
klarerweise fängt die grenze beim gesetz an. klarerweise halte ich die meisten bm-musiker für absolut ungefährlich und meist einfach unüberlegt, dumm und kindisch und mit sicherheit mit keinem links-alternativen, sehr liberalem Weltbild.
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wolfgang
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Beitrag von wolfgang »

Da würde ich Dir glatt mal zustimmen - auch wenn ich irgendwie nicht glauben kann, dass das jetzt wirklich Du geschrieben hast... :-)
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Helge-Uwe
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Beitrag von Helge-Uwe »

wolfgang hat geschrieben:
Helge-Uwe hat geschrieben:Und wie kann man als 0815 Bewunderer der Musik zur Szene-Reinhaltung beitragen?
Vielleicht mal damit, indem Du nicht nur überforderten Grünen Gemeinderäten eine E-Mail schreibst, sondern vielleicht auch mal Vollpfosten wie Hoest. Dann könntest Du ihm mailen, dass ein Hakenkreuz nicht auf seinen Bierbauch gehört, sondern in den Müll.
das weiß er jetzt hoffentlich mittlerweile eh schon. weitere, vielleicht tiefsinnigere ausführungen deiner gedanken (wenn vorhanden) wären natürlich willkommen.
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Erik Blutaxt
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Beitrag von Erik Blutaxt »

wolfgang hat geschrieben:
Aamon hat geschrieben: die metalszene zieht ohnehin selbst die grenze...
Hüstelhoest. Alleine die Tatsache, dass es einen nicht unwesentlichen Prozentsatz an Leuten gibt, die gerne ihre Burzum und Graveland Shirts spazieren führen ("jo weil die Musi so geil is"), beweist hier eigentlich schon das Gegenteil.
die metalszene gibt es nicht. es gibt innerhalb der musiksparte metal unzählige szenen, die mitunter nüsse miteinander zu tun haben wollen...

edit: es gibt zwischen den szenen wie etwa auf einem paganfest und jenen wie etwa auf einem thrash assault ähnlich viele überschneidungen wie zwischen einer drum&bass-partie und einem slayerkonzert. einzelne geben sich vielleicht beides, die meisten sicher nicht.
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Gunnar
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Beitrag von Gunnar »

interview mit dem høst im rock hard 02/2009

Vor knapp zwei Jahren sorgte ein Norweger namens Ørjan Stedjeberg für DIE politische Dummheit und Geschmacklosigkeit während eines Metal-Konzerts in Deutschland: Der 31-jährige Musiker, besser bekannt unter dem Künstlernamen Høst und als Kopf der Band TAAKE, pinselte sich im Backstage-Bereich der Essener Zeche Carl ein großes Hakenkreuz auf die Brust und betrat mit freiem Oberkörper die Bühne. Es hagelte massive Proteste und Boykotte einerseits, andererseits versucht die Nazi-Black-Metal-Szene seitdem, die Combo aus Bergen für sich zu vereinnahmen. Und so langsam scheint der Provokateur aus dem hohen Norden zu kapieren, mit welchem braunen Teufel er sich da - unbewusst? - eingelassen hat.

»Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ihr mir die Möglichkeit gebt, Klartext zu sprechen und Missverständnisse auszuräumen«, sagt Høst als Erstes, als er überpünktlich beim Rock Hard anruft.

»Du kannst mich alles fragen, ich werde jede Frage beantworten.«

Was geht in dir vor, wenn die Nazi-Black-Metal-Szene TAAKE als eine „ihrer" Bands bezeichnet?

»Wenn diese Leute das wirklich tun, dann ärgert mich das, denn ich selbst kenne keinen einzigen Vertreter dieser sogenannten Nazi-Black-Metal-Szene, und ich habe mich auch mit deren Bands nie befasst. Meiner Meinung nach können Nazis und Black Metal gar nicht Hand in Hand gehen, denn Black Metal ist künstlerische Freiheit, aber keine Politik. Nazis wollen künstlerische Freiheit beschneiden, sie stehen gegen die freie Selbstentfaltung und Selbstbestimmung, und allein aus diesem Grund will ich mit ihnen nichts zu tun haben.«

Vor knapp zwei Jahren gab es während eures Konzerts in Essen massive Probleme.

»Nein, nicht während des Konzerts. Wir spielten die komolette Show bis zum Ende. Zu den Problemen und Auseinandersetzungen kanm es erst im nachhinein."

(...) Aus welchem Grund hast du dir ein Hakenkreuz auf die Brust gepinselt?

"Dafür gab es nur einen Grund: Im Black Metal ist alles ausgereizt. Umgedrehte Kreuze und Pentagramme haben keinen schockierenden Effekt mehr. Ich wollte auf etwas zurückgreifen, mit dem man die letzten Tabus brechen und die negativsten Gefühle überhaupt hervorrufen kann, Und das Negativste ist das Zeigen eines Hakenkreuzes - vor allem, wenn man in Deutschland tourt. Mittlerweile habe ich verstanden, dass das eine sehr bekloppte Idee war. Ich wollte dieses Symbol nicht als politisches Statement nutzen. Ich wollte provozieren. Das ging gewaltig nach hinten los, womit ich nicht gerechnet hatte."

Du willst also allen Ernstes sagen, dass du über den Gegenwind überrascht warst?"

"Ich war tatsächlich überrascht - ob du es glaubst oder nicht."

Bei allem Respekt: Du hattest Geschichtsunterricht in der Schule, euer Land war von den deutschen Nazis besetzt und unterdrückt, viele norwegische Juden wurden nach Auschwitz deportiert, in der Hauptstadt deines Landes befindet sich ein "Holocaust Senter". Auch als Norweger musst du sehr genau wissen, was du hervorrufst, wenn du auf der Bühne das Symbol millionenfachen Mordes verwendest.

"Ich habe über all diese Dinge nicht nachgedacht, als ich auf die Bühne gegangen bin. Ich wollte lediglich ein negatives Symbol nutzen, um das Publikum zu schockieren. Meine Band ist unpolitisch, wir hatten zu keinem Zeitpunkt etwas mit Politik am Hut. Das ist ein Fakt."

In einem schriftlichen Statement wenige Tage nach dem Konzert hast du den örtlichen Veranstalter verbal attackiert und dabei das Wort "Untermensch" benutzt. Begriffen hattest du zu diesem Zeitpunkt rein gar nichts.

"Das stimmt. Dieses Wort wurde von den Nazis benutzt und missbraucht. Der Veranstalter hatte mich tätlich angegriffn und aus dem Club geworden. er war unprofessionell, ich war unprofessionell. Das Statement hatte ich wütend verfasst, allerdings gab es kurz darauf ein weiteres, zweites Statement von mir. und dieses war klar uns sachlich. Es wurde jedoch ignoriert. Das Kind war in den Brunnen gefallen und die Presse druckte meine zweite, gute Klarstellung nicht ab."

Unmittelbar noch dem Zwischenfall in Essen warfen euch deutsche Festivals von ihrem Billing. Bei einer dieser Veranstaltungen, dem Ragnarök Festival, skandierten rechtsgerichtete Zuschauer: "TAAKE! TAAKE!" Swastika! Swastika!"

"Davon höre ich jetzt zum ersten Mal. Das ist krank und scheiße. Wie auch immer: Mein experiment ist nach hinten losgegangen. Ich habe vielen Menschen geschadet und nicht zuletzt habe ich mir selbst geschadet. Meine Band hat mit Nazi-Dingen nichts zu tun, un dich distanziere mich entschieden von der Nazi-Szene. Ich will nicht vor deren Karren gespannt werden."

Wieso hast du so lange gebraucht, um für Klarheit zu sorgen?

"Weil ich in Norwegen kaum was mitkriege. Ich habe erst so nach und nach realisiert, dass viele Menschen ein gewaltiges Problem mit mir haben. Ich dachte für eine Zeit, dass mein zweites Statement ausrecht, um die Wogen zu glätten. Wie auch immer: Wenn sich die Leute intensiv mit TAAKE beschäftigen und lesen, was ich gesagt habe, dann wissen sie, dass wir nichts mit Nazis und der gleichen am Hut haben."

Ihr werdet mit Sicherheit auch künftig von deutschen Konzert- und Festivalveranstaltern gemieden werden. Allerdings nicht, weil sie in dir einen politischen Geisterfahrer vermuten, sondern weil rechtsgerichtetes Publikum außen vor bleiben soll.

"Dessen bin ich mir bewußt und darüber ärgere ich mich. Ich werde alle Interviews, die ich zu unserem neuen Album in Deutschland gebe, nutzen, um für Klarheit zu sorgen."

Eine deiner Lieblingsbands sind Kreator.

"Das stimmt. Kreator haben mich am meisten beeinflusst. SIe sind die beste Thrash-Band."

Deren Bandkopf Mille Petrozza nutzt die Bühne stets für klare Statements gegen Rassismus und Faschismus. Würdest du ih ähnlicher Weise Flagge bekennen?

"Ich bevorzuge es, auf der Bühne wenig oder nichts zu sagen. Aber wenn mich ein Veranstalter bitten würde, eine entsprechende Erklärung abzugeben, würde ich mich dem nicht verweigern."

Die Zukunft wird zeigen, wie ernst es Høst meint.


Alles zitiert aus Rock Hard, Print-Ausgabe Februar 2009, S. 68
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