Marianne „Manni“ Sayn-Wittgenstein-Sayn ist tot. Die leidenschaftliche Fotografin, die für ihre Nähe zur europäischen High Society ebenso bekannt war wie für ihre Gastfreundschaft während der Salzburger Festspiele, starb am Sonntag im Alter von 105 Jahren in München.
Die gebürtige Salzburgerin wurde unter dem liebevollen Spitznamen „Mamarazza“ bekannt – eine Wortschöpfung von Caroline von Hannover, die ihre Rolle treffend beschrieb: diskret und vertraut mit den Mächtigen und Schönen, aber immer mit der Kamera zur Hand.
Gesellschaftsfotografin mit besonderem Zugang
Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn war keine Beobachterin aus der Distanz. Sie war Teil der Welt, die sie porträtierte – und genau das verleiht ihren Bildern bis heute ihren besonderen Reiz. Persönlichkeiten wie Salvador Dalí, Andy Warhol, Maria Callas oder Fürstin Gracia von Monaco zählten zu ihren Motiven. Ihre Porträts entstanden nicht im Studio, sondern im Moment: oft zwischen Gulasch, Zwetschgenfleck und guten Gesprächen.
Geboren wurde Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn 1919 in Salzburg als Marianne Mayr-Melnhof – als Nachfahrin von Kaiserin Maria Theresia. Schon mit neun Jahren begann sie zu fotografieren. Später studierte sie Kunst in München und lernte dort ihren späteren Ehemann Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn kennen. Nach seinem Unfalltod 1962 kehrte sie mit ihrem Sohn Alexander zurück nach Salzburg.
Legendäre Festspielrunden in Fuschl
In den 1970er-Jahren wurde ihr Jagdhaus in Fuschl am See zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt während der Salzburger Festspiele. Was zunächst als privates „ländliches Mittagessen“ begann, entwickelte sich rasch zu einem inoffiziellen Treffpunkt für Hochadel, Künstler und internationale Persönlichkeiten.
Ihr fotografisches Archiv umfasst zehntausende Aufnahmen und wurde in internationalen Ausstellungen gezeigt – unter anderem in Wien, Paris, London und New York. Seit 2003 ist ihrem Werk auch eine Dauerausstellung in Salzburg gewidmet.
R.I.P